Studie: Rassismus bleibt in den Medien häufig ein Problem von rechts.


Subtil unsichtbar: Rassismus wird in den deutschen Medien zunehmend thematisiert und explizit benannt, jedoch konzentriert sich die Bericht­erstattung oft auf einzelne, aufsehen­erregende Fälle. Das sind zentrale Ergebnisse des zweiten Fokus­berichts des "Nationalen Diskriminierungs- & Rassismus­monitors", kurz NaDiRA, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Subtilere Formen von Rassismus seien weniger sichtbar und würden von den Medien seltener thematisiert. Die Tendenz der Medien, Rassismus als Rand­phänomen darzustellen und sich auf individuelle Täter zu konzentrieren, zeige, dass Medien die strukturelle Dimension von Rassismus weiterhin nur "begrenzt anerkennen", heißt es in dem Bericht.

Für die Medien­auswertung wurden rund 42.000 Artikel aus der "SZ", der "FAZ" und der "taz" seit 1990 ausgewertet. In einer qualitativen Analyse wurde außerdem die Bericht­erstattung der "Süddeutschen Zeitung" über zentrale Ereignisse wie das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992, die Aufdeckung des NSU 2011 und die Morde von Hanau 2020 analysiert. Diese Tiefenanalyse zeigt laut NaDiRa-Bericht zudem, dass rassistische Gewalt sprachlich heruntergespielt und Rassismus durch (Mit-)Beschuldigung der Opfer umgekehrt wird. Dies treffe insbesondere auf die 1990er-Jahre zu.

Als Gegen­maßnahmen schlägt der Fokus­bericht mehr Diversität in den Redaktionen vor. Außerdem müsse "rassismuskritisches Wissen" ein fester Bestandteil von Volontariat und den Curricula an Journalisten­schulen bzw. in den einschlägigen Studien­gängen an Hochschulen und Universitäten werden. "Angehende Journalist*innen sollten im Erkennen verschiedener Formen von Rassismus und den gängigen Abwehr­mechanismen geschult werden und sich ihrer besonderen Verantwortung für die öffentliche Benennung und Anerkennung von Rassismus bewusst sein", fordert der Bericht. Dazu gehöre auch eine Fehlerkultur und die Stärkung kritischer Stimmen in den Redaktionen, "um die eigene Arbeit rassismus­kritisch zu beleuchten".
mediendienst.kna.de (€), rassismusmonitor.de (zentrale Ergebnisse), rassismusmonitor.de (kompletter Bericht, PDF)

Dieser Text ist eine gekürzte und bearbeitete Übernahme eines Beitrags von Steffen Grimberg aus dem KNA Mediendienst