Schulung vor dem Sturm: Schon Wochen vor ersten Diskussion über antisemitische Kunst auf der Documenta haben die Organisatoren Kunstvermittlerinnen im Umgang mit Antisemitismus-Vorwürfen geschult, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Ein geleaktes Video zeigt ein Online-Seminar mit Autorin und Kuratorin Emily Dische-Becker am 1. Juni. Dabei sei es anscheinend nicht ihr Auftrag gewesen, über Antisemitismus aufzuklären, sondern den Guides einen Leitfaden an die Hand zu geben, "wie sie Antisemitismus-Vorwürfe beiseiteräumen können", urteilt "Süddeutsche"-Autor Moritz Baumstieger.
Tenor der Veranstaltung sei gewesen: Man müsse alles "im Lichte des internationalen Diskurses sehen". In Deutschland sei die Antisemitismus-Debatte "vergiftet", weil sie von politischen Akteuren "instrumentalisiert werde". Die Schulung der Documenta-Guides verrät viel über die im Organisations-Team offenbar verbreitete Geisteshaltung, schreibt Baumstieger: "Man hält Antisemitismus weniger für das Problem als die Art, wie die Öffentlichkeit darüber diskutiert."
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