SZ-Chefredakteurin Judith Wittwer beklagt mangelnden Veränderungswillen.


Streitkultur gesucht: Judith Wittwer, seit vergangenen Sommer gemeinsam mit Wolfgang Krach Chefredakteurin bei der "Süddeutschen Zeitung", geht im Interview mit dem "Journalist" kritisch mit der Stimmung in ihrer Zeitung ins Gericht: "Der Streit um das beste Argument kommt aktuell zu kurz", antwortet sie auf die Zusammenlegung von Print und Online angesprochen. Wittwer sagt: "Wir Journalisten mögen es, wenn sich die Welt um uns herum bewegt. Wenn wir uns selbst verändern müssen, tun wir uns manchmal schwer damit". So falle es auch der "Süddeutschen Zeitung" schwer, Dinge neu zu denken, um digitaler zu werden. "So bald wie möglich" soll es keine unterschiedlichen GmbHs mehr für Print- und Online-Redakteurinnen geben. Ob das noch 2021 der Fall sein wird, will Wittwer nicht sagen.

Angesprochen auf den Abgang zahlreicher Frauen, kontert Wittwer mit drei erstmals von Frauen geführten Ressorts. Dennoch finde sie es besser, ohne Quote auszukommen: "Quoten sind nie die beste, allenfalls aber die zweitbeste Lösung." Gleichwohl findet sie, dass Frauen oft durch starre Rollenbilder in ihrer beruflichen Entwicklung eingeschränkt sind: "Es braucht nicht nur emanzipierte Frauen, sondern auch emanzipierte Männer. Gleichberechtigung ist nicht nur ein Frauenthema, sondern gehört schlichtweg zu einer liberalen Gesellschaft".
"Journalist" 04/2021, S. 19 (Paid), presseportal.de, turi2.de (Background)