Thomas Rabe verteidigt im “Spiegel” G+J-Zerschlagung und gescheiterte Fusionen.


Angriff ist die beste Verteidigung: Bertelsmann-Boss Thomas Rabe verteidigt im "Spiegel"-Interview seine Radikalkur für Gruner + Jahr und geht stattdessen zum Angriff über. Der Verlag wäre in seiner heutigen Aufstellung auch ohne die Fusion mit RTL "in genau die gleichen Probleme gelaufen", sagt Rabe. Für gescheitert hält er die Fusion daher nicht: "Es spricht ehrlich gesagt eher für uns, dass wir den eingeschlagenen Weg ändern, wenn wir feststellen, er funktioniert nicht." In den vergangenen Tagen habe er zwar "auch körperlich gespürt", dass ihm die Entscheidung "unter die Haut" geht, dennoch sei sie "erforderlich". Rabe erklärt es zu einer "Mär", dass Bertelsmann aus G+J "ständig Geld herausziehen" würde und sagt: "Gruner + Jahr wäre heute nicht in der Lage, aus seinem operativen Geschäft den Restrukturierung­splan zu finanzieren." Hauptgrund sei der verpasste Anschluss ans Digital-Geschäft. Nun wolle Bertelsmann bei G+J "massiv in den Ausbau von Digital Paid Content investieren." Dazu gehöre auch, dass zahlende Nutzer des Video-Dienstes RTL+ einen Teil der Texte von "Stern Plus" zu lesen bekommen – quasi die Light-Variante der einst geplanten Multimedia-App.

Auch die geplatzten Fusionen in Frankreich und den USA sieht Rabe nicht als seine Schuld: "Die sind an den Kartellämtern gescheitert, nicht an uns." Der Frage, ob die Bertelsmann-Eigentümer­familie Mohn ihm die gescheiterten Deals zur Last lege, antwortet Rabe ausweichend: "Bertelsmann besteht nicht nur aus zwei oder drei großen Transaktionen." Seine Ämterhäufung als Konzernchef von Bertelsmann sowie Chef der RTL Group und von RTL Deutschland will Rabe reduzieren: "Zum Jahresende werde ich voraussichtlich nicht mehr Deutschland-Chef von RTL sein." Diese Dreistufigkeit sei für ihn "persönlich auf Dauer eine zu große Arbeits­belastung".
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