turi2.tv: Cordt Schnibben über die Zukunft der Reportage.


Stirbt die klassische Reportage im digitalen Zeitalter? Cordt Schnibben, Reporter-Legende beim "Spiegel", sagt: "Nein, überhaupt nicht. Ich als Reporter kann heute viel mehr, viel besser und viel intensiver erzählen als vor 15, 20 Jahren." Schnibben, der beim "Spiegel" für neue Erzählform zuständig ist und auch mit Leser-Beteiligung experimentiert (turi2.tv vom 30. März 2015), glaubt, dass "die Art und Weise, wie wir erzählen, vollkommen neu erfunden werden kann". Dazu muss der Reporter die Digitalisierung "als Chance begreifen, multimedial zu arbeiten".

Damit ändere sich auch das Berufsbild des Reporters: "Wir Alten müssen umlernen." Und: "Fotografen müssen heutzutage videotauglich sein". Weil die Standards und Vorbilder erst gefunden werden müssten, sei das für ihn "die aufregendste Zeit in den 30 Jahren, in denen ich Journalist bin".

Schnibben glaubt, dass sich "auf Dauer nur große Verlage multimediales Erzählen leisten können". Daher würden die neuen, digitalen Möglichkeiten auch dazu führen, dass sich die Presse "weiter konzentriert". Zwar gebe es kleine Zeitungen, die mit mit knappen Mitteln Großartiges leisten oder auch einen Journalisten wie Richard Gutjahr, "den ich bewundere". Aber dabei entstehen, so Schnibben, nur Nischenprodukte - allein Großverlage haben "die Möglichkeit, die Dinge so anzubieten, dass der Leser bereit ist, dafür zu bezahlen - und das ist ja das Entscheidende".

turi2.tv (6-Min-Video im YouTube-Kanal von turi2), turi2.tv (Schnibben über Leserbeteiligung)