Seit Ende vergangenen Jahres sind die Sender der öffentlich-rechtlichen Schweizer SRG nicht mehr über UKW empfangbar. Wer die Programme hören will, muss aufs Digital-Radio DAB+ oder Online-Empfang umsteigen. Dass diesen Weg bei weitem nicht alle Hörerinnen und Hörer mitgehen, zeigen erste Erhebungen aus dem Februar: Demnach verlieren die SRG-Sender rund eine halbe Million Kontakte – bei 9 Millionen Menschen, die in der Schweiz leben, eine signifikante Größe. Wie das passieren konnte und was Radiomärkte wie Deutschland aus dem UKW-Exit der Nachbarn lernen können, arbeitet Bertold Heil in einem Gastbeitrag für "Meedia" heraus.
Heil analysiert etwa, dass die Schweiz deutlich besser auf den Digital-Umstieg vorbereitet ist, als andere Länder. So sei das Digital-Radio DAB+ flächendeckend ausgebaut – jeder Haushalt besitze rechnerisch zwei Geräte. Ähnlich sieht es mit der Verfügbarkeit von 5G Mobilfunk und IP-Festnetz aus. Warum haben nach dem UKW-Ende dennoch mehrere hunderttausend Menschen den Umstieg nicht mitgemacht? Laut Heil könnte das auch an der Beziehung zwischen Sendern und Hörern liegen, die womöglich schwächer entwickelt sei, als angenommen.
Auch wenn es in Deutschland noch keinen bundesweit einheitlichen Termin für ein UKW-Ende geht, zeichnet es sich wohl am Horizont ab: Die Öffentlich-Rechtlichen können die UKW-Kosten laut neuem Staatsvertrag nur noch bis Ende 2032 bei der KEF geltend machen. Schleswig-Holstein will schon bis Mitte 2031 komplett auf DAB+ umgestellt haben. "Das Massenmedium Radio kann sich im intensiven Plattformwettbewerb keine vermeidbaren Reichweitenverluste leisten, wenn es seine über hundertjährige Erfolgsgeschichte in die Zukunft verlängern will", ist Heil bei "Meedia" überzeugt. Die Sender müssten daher in die Bindung zu ihrem Publikum investieren.
meedia.de, shop.oberauer.com (€, "Meedia Dossier" 4/25)
(Foto: Bertold Heil)