Ulrich Wilhelm kritisiert politische Kommunikation in der Corona-Pandemie.


Zu uneindeutig: Ex-BR-Intendant Ulrich Wilhelm vermisst die klare Kommunikation der Politik in der Corona-Pandemie, sagt er im "FAZ"-Interview. Es sei angesichts der sich verändernden wissenschaftlichen Erkenntnisse schwierig, eindeutige Aussagen zu treffen. Zudem beförderten soziale Medien "leicht Missverständnisse und Überzeichnungen". Das Geschäftsmodell von Plattformen wie YouTube und Facebook habe "keinerlei Sensibilität für die Erfordernisse der demokratischen Meinungsbildung" und sei ein "Störfaktor ersten Ranges für unser politisches Modell".

Nicht zum ersten Mal fordert Wilhelm eine eigene digitale Infrastruktur für Europa, "analog zum öffentlichen Straßennetz, das allen offensteht". Der Kontinent sei zu abhängig von amerikanischen und chinesischen Anbietern. Er befürchtet, dass die "Vorherrschaft der Plattformgiganten" akzeptiert werde, anstatt "in die technologische Tiefe zu gehen". Wilhelm vermisst "Gesprächspartner in der Politik, die sich um so langfristige Dinge kümmern" und glaubt, dass die Politik stärker durch die digitale Revolution verändert werde als der Journalismus. Zwar sei die Finanzierung der Medien teils weggebrochen, aber ihre Bedeutung habe "gar nicht so sehr gelitten".
zeitung.faz.net (Paid)

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