Untersuchung: TikTok unterbindet Fake News vor der Wahl nur halbherzig.


Verantwortung weggetanzt: TikTok bekämpft Fake News im Vorfeld der Bundestagswahl nicht ausreichend, urteilen der Journalist Marcus Bösch und Becca Ricks. Für die Mozilla Foundation untersuchen die beiden von Juli bis August 2021, wie politische Inhalte bei der Kurzvideo-App präsentiert werden. Ihr Fazit: Das Labeln politischer Videos funktioniert nicht richtig, Faktenchecks mit der dpa sind später als geplant, nämlich erst im September, gestartet und Fake-Profile können monatelang ungehindert agieren. Dazu gehören auch falsche Politikerinnen-Accounts, u.a. von Frank-Walter Steinmeier, die inzwischen zum Teil gelöscht wurden. Auch ein falsches Profil des Bundestags mit 14.000 Followern kritisieren Bösch und Ricks. In den darüber verbreiteten Videos kommen den Autorinnen zufolge insbesondere AfD-Politikerinnen bzw. AfD-Themen prominent vor. Fake-Accounts wie diese verstoßen gegen TikTok-Richtlinien.

"Wir arbeiten weiterhin ständig daran, unsere Maßnahmen zu verbessern", kommentiert eine TikTok-Sprecherin die Ergebnisse. Inhalte oder Konten, die Spam oder gefälschtes Engagement, die Vortäuschung einer anderen Identität oder irreführende Informationen beinhalten" würden gewissenhaft entfernt. Bösch und Ricks können diese Beobachtung offenbar nicht teilen. Sie empfehlen TikTok in ihrem Bericht, beim Umgang mit politischen Inhalt dringend nachzubessern – auch "angesichts der bevorstehenden Wahlen in Kenia und Brasilien im Jahr 2022".
foundation.mozilla.org, netzpolitik.org

Mitarbeit: Elisabeth Neuhaus