US-TV-Duell: Trump und Biden diskutieren scharf, aber gesitteter.

Showdown in Nashville: Eine geradezu disziplinierte und sachliche Debatte war das zweite TV-Duell vor der US-Wahl zwischen US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden - zumindest im Vergleich zum ersten vor drei Wochen. Beim Aufeinandertreffen der beiden in der Belmont University in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee scheint Trump deutlich weniger auf Krawall gebürstet zu sein und fällt seinem Kontrahenten seltener ins Wort. Moderatorin Kristen Welker achtet streng auf die Einhaltung der Regeln und unterbricht Trump mehrfach, um zum nächsten Themenblock zu springen. Auffällig: Biden wendet sich immer wieder direkt an die Zuschauer*innen. Ein roter Faden in Trumps Argumentation ist, dass er Biden vorwirft, all seine Forderungen und Pläne nicht schon als Vize-Präsident unter Barack Obama umgesetzt zu haben.

Zu Beginn der Diskussion rühmt sich Trump für seine Corona-Politik und verspricht, dass bald alles vorbei ist. Er gibt China erneut die Schuld für das Virus und ist entschieden dagegen, die Wirtschaft komplett runterzufahren. Biden macht Trump für mehr als 200.000 Corona-Tote in den USA verantwortlich, sieht Abstand, Masken und Tests als beste Mittel gegen die Pandemie. Biden macht klar, dass jeder andere Staat, der sich in die Wahl einmische, dafür "einen Preis zahlen wird", sollte er Präsident werden. Trump nutzt die Vorlage für den Vorwurf, Biden und seine Familie hätten Geld aus Russland bekommen, was Biden dementiert. Der Präsident betont sein gutes Verhältnis zu Russland und Nordkorea, woraufhin Biden sarkastisch kontert: "Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel."

Uneinigkeit herrscht auch beim Thema Gesundheits- und Sozialpolitik: Biden spricht sich für einen höheren Mindestlohn aus und kündigt mit "Bidencare" eine Weiterentwicklung von Obamacare an, zusätzlich zu privaten Krankenversicherungen. Trump will von Mindestlöhnen nichts wissen und wirft Biden vor, ein "sozialistisches Gesundheitssystem" einführen zu wollen. Beim Thema Rassismus äußert Biden Verständnis dafür, dass sich schwarze Eltern um ihre Kinder sorgten und macht in den USA einen "systemischen Rassismus" aus. Trump beansprucht für sich, dass seit Abraham Lincoln kein anderer Präsident so viel für die schwarze Bevölkerung getan habe wie er und behauptet: "Ich bin der am wenigsten rassistische Mensch in diesem Raum."

Für den Fall des Wahlsiegs kündigt Biden an, er wolle Präsident aller Amerikaner*innen sein, auch derer, die gegen ihn gestimmt haben. Trump sagt: "Erfolg wird uns zusammenbringen" und erwartet einen "sehr, sehr traurigen Tag für dieses Land", sollte Biden zum Präsidenten gewählt werden. (Foto: UPI Photo / Imago Images)
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