Wissenschaftler distanzieren sich im Streit um Drosten-Studie von “Bild”.

Bild' dir deine Kronzeugen: Die Mehrheit der Wissenschaftler, die "Bild" in einem Text als Kronzeugen gegen die aktuelle Arbeit von Christian Drosten (Foto) benennt, distanzieren sich von Springers Boulevardblatt und dessen Methoden. Dominik Liebl, Statistik-Professor an der Universität Bonn, kritisiert bei Twitter "diese Art Menschen unter Druck zu setzen auf das Schärfste". Professor Jörg Stoye, Wirtschaftswissenschaftler an der Cornell University im US-Bundesstaat New York, will "nicht Teil einer Anti-Drosten-Kampagne sein". Zwar habe er "kritische Anmerkungen zur statistischen Auswertung in der Studie", allerdings sei Drosten "ein Gigant der Virologie". Als Stoye von der Berichterstattung erfahren hat, schrieb er Drosten eine E-Mail, "wie unangenehm" ihm der Artikel ist, sagt er im "Spiegel"-Interview.

Stoye hat sich extra ein Twitter-Konto zugelegt, um Drosten öffentlich zu verteidigen. "Bild" verwendet im Artikel Zitate von Stoye, die aus einem englischsprachigen Aufsatz stammen. "So, wie 'Bild' meine Zitate verwendet, stehe ich auf keinen Fall dazu", stellt Story im "Spiegel" klar. "Medien haben ihre eigenen Gesetze", sagt Stoye. In wissenschaftlichen Arbeiten werde "schon mal eine undiplomatische Sprache verwendet", was "Bild" daraufhin "recht freihändig übersetzt" habe. Der Satz "Ich betone, dass ich keine Absicht unterstelle", stehe im Aufsatz "schon immer drin und aus gutem Grund", twittert Stoye. Rückendeckung bekommt Drosten auch vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, der die Methodik der Studie als einwandfrei einstuft. "Kritik muss erlaubt sein, aber Kollegenneid gibt es auch", twittert Lauterbach.

Bereits zuvor hatte sich der Wirtschaftsprofessor Christoph Rothe, den "Bild" ebenfalls zitiert, gegen die Zeitung gestellt. In dem "Bild"-Text wirft Politikredakteur Filipp Piatov Drosten vor, wissenschaftlich unsauber gearbeitet zu haben.
n-tv.de, spiegel.de, twitter.com (Dominik Liebl), twitter.com (Jörg Stoye), twitter.com (Karl Lauterbach), twitter.com (Christian Drosten), turi2.de (Background)