Wirecard wollte “FT”-Journalisten Dan McCrum hacken lassen.

Oh-weia-Card: Der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard wollte den unliebsamen "Financial Times"-Journalisten Dan McCrum mit allen Mitteln ausschalten, berichten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". McCrum sei nicht nur von Privatdetektiven in Diensten Wirecards überwacht worden, auch ein Hacker-Angriff auf sein Smartphone war laut Unterlagen geplant. Zudem belegen interne Chats die Idee des Unternehmens, eine russische Söldnertruppe auf McCrum anzusetzen. Der Journalist arbeitete aufgrund der Bedrohung in einem fensterlosen Zimmer und nahm U-Bahnen in die falsche Richtung, um mögliche Verfolger*innen abzuschütteln.

Ein heimlicher Tonbandmitschnitt, der dem "Handelsblatt" zugespielt wurde, stammt anhand der Recherchen von einer Detektei, die von Wirecard beauftragt wurde. Die Datei sollte McCrum diskreditieren und ihm Marktmanipulation sowie geheime Absprachen unterstellen. Die Folge: Selbst die "Financial Times" zweifelte an ihrem Journalisten und ermittelte gegen ihn. McCrum konnte seine Ergebnisse daher erst drei Monate später als geplant veröffentlichen - ein Zeitraum, in dem Wirecard noch einmal rund 1,4 Mrd Dollar von Investoren einsammelte.
sueddeutsche.de (Paid), tagesschau.de
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