Print-Primat: Die Redaktionen von "Zeit" und "Zeit Online" sollen in den kommenden zwölf Monaten unter ein gemeinsames Markendach rücken und unter einem Namen auftreten, berichtet "Horizont". Dennoch soll die gedruckte Zeitung auch in Zukunft Vorrang haben: "Wir leben 'Print First'. Die Wochenausgabe hat grundsätzlich das Erstzugriffsrecht auch für alle digitalen Inhalte", sagt "Zeit Online"-Chefredakteur Jochen Wegner (rechts) im "Horizont"-Doppelinterview mit "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo (links). Besondere Geschichten und exklusive Stücke halte die Online-Redaktion für Print zurück, damit "auch die Print-Ausgabe weiter glänzen kann", so di Lorenzo. Die Leserinnen hätten "feine Antennen" und würden wahrnehmen, wenn beim Erscheinen des Blattes alles Wichtige schon online zu lesen war. "Man muss den Leuten wirklich nicht mit dem nackten Hintern ins Gesicht springen", formuliert es di Lorenzo drastisch und ist überzeugt: "Wenn bei einer klassischen Medienmarke die gedruckte Ausgabe – fast unabhängig von ihrer Auflage – inhaltlich nicht mehr funktioniert, dann zerfasert auch der Rest." Das Blattmachen der Print-Ausgabe zwinge "zu permanenter Selbstreflexion". Die gedruckte "Zeit" sollte "mehr denn je eine eigene Handschrift haben" und müsse mehr sein als "ein 'Best of Online'".
Zugleich gewinne die "Zeit" "zwei Drittel bis drei Viertel" aller neuen Digital-Abos "aus Online-Stücken, die nie gedruckt werden", sagt Wegner. Auch die bisher kostenlosen "Zeit"-Podcast sollen künftig aufs Bezahl-Abo einzahlen: "Wir wollen im Herbst behutsam beginnen, neue, eigens produzierte Podcasts, kleine Teile unseres riesigen Archivs oder die jeweils neuste Folge einzelner Formate im Z+-Bezahlmodell anzubieten." Die reine Werbefinanzierung stoße bei manchen "Zeit"-Podcasts wegen ihrer großen Reichweiten an Grenzen. "Wir sind Marktführer hierzulande, spüren das aber noch nicht in unseren Erlösen", so Wegner. Über ein zusätzliches, günstigeres Podcast-only-Abo denke man zwar nach, das erklärte Ziel sei aber: "Wir wollen vor allem unser Voll-Abo Z+ noch attraktiver und haltbarer machen."
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(Fotos: Di Lorenzo: Thomas Bartilla/Geisler-Fotopres/ Picture Alliance; Wegner: Andreas Chudowski)