Die “Zeit” wirft Maja Göpel vor, den Ghostwriter ihrer Bücher verschwiegen zu haben.


Ghostwriterbuster: Stefan Willeke, Chef­reporter der Chef­redaktion der "Zeit", wirft der Transformations­forscherin Maja Göpel in der "Zeit" vor, ihren Bestseller Unsere Welt neu denken mit Hilfe des freien Autors Marcus Jauer geschrieben zu haben - und dies der Öffentlichkeit verschwiegen zu haben. Göpel widerspricht auf Twitter: "Wer mit mir über das Buch gesprochen hat, z.B. bei Veranstaltungen, weiß, dass ich regelmäßig erzählt habe, wie mir ein Journalist dabei geholfen hat, und warum das ein Gewinn bei diesem Sachbuch war." Willeke prangert das Ghostwriting als "zweifelhafte Gewohnheit der Buchbranche" an, sieht "Halbwahrheiten" und "eine Portion Verlogenheit" bei Göpel.

Ghostwriter Jauer, der zusammen mit seiner Ehefrau Alexa Hennig von Lange selbst Bestseller schreibt, springt der angegriffenen Göpel bei und versichert, "auf eigenen Wunsch" bei den Büchern auf die Namens-Nennung verzichtet zu haben. Göpel beteuert, erfolglos versucht zu haben, Jauer umzustimmen. Laut Willeke bekam Jauer 50 % der Honorarsumme, was bei den 270.000 Verkäufen von "Unsere Welt neu denken" rund 200.000 Euro macht. Karsten Kredel, Chef des herausgebenden Ullstein-Verlags, sagt, die "Nichtnennung" eines Co-Verfassers sei "durchaus üblich". Allerdings wird Jauer im neuen Buch von Göpel Wir können auch anders nunmehr als Co-Autor genannt.

Willeke stellt das Ghostwriting von Jauer in den Kontext von Göpels jüngsten Karriereschritten. Das New Institute in Hamburg, wo Göpel von Herbst 2020 bis Juli 2021 als wissenschaftliche Direktorin wirkte, habe seine Reputation als Denkfabrik in Gefahr gesehen, "falls Göpel der hemmungslose Umgang mit den Texten eines Geisterschreibers um die Ohren fliegen sollte", formuliert Willeke. Einen Zitatgeber vom New Institute kann er nicht benennen.

Für Göpel kommt die Debatte ungelegen: Sie soll beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Forschungszentrums-Leiterin werden, wogegen es Kritik von konservativer Seite gibt. Ein anonymes Mitglied des wissenschaftlichen Beirats hat laut "Handelsblatt" gesagt: "Das Letzte, was das DIW braucht, ist jemand, der nur in der Öffentlichkeit präsent ist, weil er mal zwei Bücher geschrieben hat."
zeit.de (Paid), twitter.com, turi2.de (Background)
(Foto: Johannes Arlt für turi2)

Mitarbeit: Peter Turi

Wachstum und Wuchern – Maja Göpel im großen Interview mit Nancy Riegel in der turi2 edition #18 | turi2.de (Online-Text)