Zitat: Chefredakteure müssen Meinung der Geschäfts­führung aushalten, findet Christian Nienhaus.

"Die Chefredakteure sollten allein über die Inhalte entscheiden, aber sie sollten es auch aushalten, von Geschäftsführern die Meinung dazu gesagt zu bekommen."

Verlagsmanager Christian Nienhaus sagt im "Horizont"-Abschiedsinterview, dass nach seiner Erfahrung "die allermeisten Chefredakteure" es gut finden, dass ihr Verlagsmanager "sich nicht nur für Anzeigenumsätze und Zahlen interessiert".
horizont.net (Paid)

Weitere Zitate aus dem Interview:

über die Zusammenarbeit mit Kai Diekmann bei "Bild":

"Kai und ich haben den jahrzehntelangen Kleinkrieg zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion beendet und von Anfang an Hand in Hand gearbeitet. So haben wir es auch geschafft, trotz sinkender Auflagen das Betriebsergebnis massiv zu steigern. Das lag auch daran, dass wir Bild sehr konsequent als Marketing-Maschinerie promotet haben. Bild wurde von den Werbungtreibenden endlich als attraktives Werbemedium entdeckt, das hat den Vermarktungsumsätzen natürlich extrem gutgetan."

über missionierenden Journalismus:

"Ich finde es zum Beispiel furchtbar, wenn Nachrichtensprecher im Fernsehen den Genderstern mitsprechen, was kein Mensch im 'echten' Leben tun würde. Journalisten sind keine Erziehungsbeauftragten und sollten sich auch nicht so verhalten. Dazu gehört auch, die eigenen Positionen immer wieder kritisch zu hinterfragen."

über die Zukunft des Verlagsjournalismus:

"Es ist wie in der Politik: Du gewinnst keine Wahlen nur mit Jungwählern oder nur mit Alten. Man muss das ganze Spektrum abdecken, und dazu gehört weiterhin auch Print. Entscheidend ist, dass guter Journalismus geboten wird. Gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten wieder mit größerer Härte und oft mit Unerbittlichkeit gegenüber Andersdenkenden geführt werden, ist es Aufgabe des Journalismus, faktenorientiert zu informieren und kommentierende Texte deutlich als Meinungsbeiträge kenntlich zu machen."