"Die Enthüllungsstory aus dem Privatleben eines Entertainers darf nicht denselben Sound haben wie jene über CDU-Politiker, die sich in der Pandemie an Maskendeals bereichern. Letztere verdienen ein Ausrufezeichen, Ersterer eher ein abwägendes Fragezeichen."
Holger Stark, Vize-Chefredakteur und Investigativ-Chef der "Zeit", sagt im "Journalist"-Interview, dass bei Recherchen manchmal "ein Weniger an wuchtigen Worten und intimen Details angemessener" ist.
"Journalist" 3/2022, S. 56 - 62 (Paid)
Weitere Zitat aus dem Interview:
"Der Jagdinstinkt sollte nicht zum Jagdfieber werden. Und heikel wird es, wenn daraus ein Herdentrieb vieler Redaktionen wird. Spätestens dann sollte sich investigativer Journalismus hinterfragen und im Zweifel zurücknehmen. Es gab genug Beispiele, wo dieses Korrektiv fehlte."
"Ich betrachte investigativen Journalismus fast immer als Entwicklungsprozess nach bestem Wissen und Gewissen, der nur selten bei Weiß beginnt und bei Schwarz aufhört."
"Mit der Prämisse an Recherchen heranzugehen, ein Betroffener müsste nach der Veröffentlichung zurücktreten, würde eine Investigation vom Ende her angehen."
"Unsere Faustregel lautet aber, dass wir nach zwei, drei Wochen ein Gefühl dafür haben wollen, ob wir einen guten Zugang finden. Meine Erfahrung ist, dass halbgare Geschichten oft monatelang vor sich hindümpeln und letztendlich doch nicht gut werden."