Rundfunk-Debatte: Tom Buhrow äußert Bedenken zu einer möglichen Begrenzung des Unterhaltungs-Auftrags.


Unterhaltung unter Voraussetzungen? Welche Rolle die Unterhaltung künftig bei ARD und ZDF spielen soll, war zuletzt öfter Thema von Zukunfts-Debatten über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im "FAZ"-Interview begrüßt der scheidende ARD-Vorsitzende Tom Buhrow die "breite Debatte" und bezeichnet sie als "dringend notwendig". Er sei froh, "dass sich die Politik damit so intensiv auseinandersetzt". Dass der Unterhaltungs-Auftrag künftig an Bedingungen geknüpft sein könnte, mache ihn jedoch nachdenklich: "Ent­scheiden dann im Zweifelsfall Gerichte, was im Einzelfall öffentlich-rechtliche Un­terhaltung ist? Und was heißt das für die Programmfreiheit?"

Buhrow betont, dass sich schon die derzeit laufenden Unterhaltungssendungen "an unserem öffentlich-rechtlichen Pro­fil und unseren Werten" orientieren würden: "Wir führen zum Beispiel keine Menschen vor und ha­ben den Anspruch einer wertschätzenden Unterhaltung." Eine Reduzierung des Auftrags von ARD und ZDF "wäre nicht im Sinne unserer Gesellschaft", gibt Buhrow zu bedenken. Er beobachte "gegenwärtig wi­dersprüchliche Erwartungen": Einerseits werde gefordert, "nicht dort zu kürzen, wo es das eigene Lieblingsprogramm betrifft, andererseits sollen wir für unsere Inhalte weniger Geld benötigen."

Buhrow zieht auch ein Fazit zum zuletzt durchgeführten ARD-Zukunftsdialog mit Zuschauerinnen. Überraschend sei für Buhrow etwa die Aussage eines ostdeutschen Bürgers gewesen, der Serien wie Weissensee oder Charité als Bildungsangebote wahrnehme. Daraus zieht Buhrow den Schluss, dass "eine Abgrenzung der Genres in Kultur, Bildung oder Unterhaltung" aus Sicht der Nutzenden "anscheinend antiquiert" sei. Bestätigt sieht sich Buhrow in den Forderungen nach einer leichteren Bedienbarkeit der ARD-Mediathek, "mehr Hintergrundinformationen" und "mehr Meinungsvielfalt". Letzteres will Buhrow u.a. mit einer "Pro-und-Contra-Debatte" erreichen, er sei damals vom "Links-rechts-Format" Hauser & Kienzle im ZDF begeistert gewesen. Man wolle überlegen, wie man ein ähnliches Projekt im kommenden Jahr umsetzen könne.
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