Zu viel Ich: OBS-Studie untersucht nächste Generation junger Presenter-Reportagen.


Eine Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung sieht eine Über­sättigung des Angebots junger, öffentlich-rechtlicher Reportage-Formate und kritisiert deren "Ich-Zentrierung". Studien­autor Janis Brinkmann und sein Team haben Vollbild vom SWR, exactly vom MDR, Ultraviolet Stories und Crisis - Hinter der Front von Funk sowie die Puls Reportage vom BR unter die Lupe genommen. 2022 hatte Brinkmann für eine OBS-Studie bereits Funk-Formate wie Y-Kollektiv und STRG_F untersucht. Die neuen Formate setzten "noch konsequenter als ihre Vorgänger auf die Ich-Perspektive der Reporter*innen", sagt Brinkmann. Nahezu jedes Thema werde über persönliche Erwartungen, Erfahrungen, Eindrücke oder Emotionen präsentiert. Investigative Recherchen und andere Quellen seien hingegen kaum erkennbar. "Was authentisch gedacht ist, kann auch ins Selbstreferenzielle kippen", kritisiert Brinkmann und beobachtet in manchen Fällen "wenig authentischen Selfie-Journalismus".

Positiv bewertet die Studie, dass die neuen Formate perspektivische und geografische Lücken schließen, die Brinkmann in seiner ersten Untersuchung identifiziert hatte. "exactly" gebe ost­deutschen Lebens­wirklich­keiten einen Raum, "Crisis - Hinter der Front" thematisiere internationale Konflikte. Mit Ausnahme der "Puls Reportage" komme jedoch keines der untersuchten Formate an die digitalen Reichweiten von "STRG_F" oder "Y-Kollektiv" heran. Die Studie deutet dies als Hinweis "auf eine gewisse Übersättigung der jungen Zielgruppe mit subjektiv präsentierten Inhalten".
presseportal.de (Pressemitteilung), otto-brenner-stiftung.de (Studie im Detail), turi2.de (erste Studie)

(Bild: OBS, Montage: turi2)