Zukunftsdebatte: Ex-Intendanten vermissen bei ARD und ZDF gemeinsame Strategie.


ARD-Ältere ächten Änderungswillen:: ARD und ZDF haben "keine erkennbare" und "schon gar nicht" eine gemeinsame Strategie "für die anstehenden Auseinandersetzungen", schreiben die Ex-Intendanten Jobst Plog (NDR) und Heinz Glässgen (Radio Bremen) sowie die ehemalige HR-Chefredakteurin Lukrezia Jochimsen in einem "FAZ"-Gastbeitrag. Sie werfen den Sendern vor, die Zukunftsdebatte "nicht wirklich akzeptiert" zu haben. Stattdessen würden sie den Istzustand verteidigen und in vielen Fällen betonen, lediglich politische Entscheidungen umgesetzt zu haben – teilweise zu Recht: "Radio Bremen gibt es nicht, weil ein Intendant ein Haus besetzt hat und dort heimlich Rundfunk veranstaltet." Zudem hätten ARD und ZDF "zu spät" eine Strategie für das digitale Zeitalter entwickelt, auch programmliche Fehlentwicklungen seien mit Blick auf die Quote "nicht schnell genug" korrigiert worden.

Die Autoren nehmen sich auch die Presse und generell die private Konkurrenz vor. Sie würden als "Lobbyist ihrer eigenen kommerziellen Interessen" bei der Reformdebatte ausfallen und konsequent versuchen, von der "Formschwäche und der angeschlagenen Position" der Sender zu profitieren – etwa, wenn es um den Rückzug der Öffentlich-Rechtlichen aus dem Unterhaltungsbereich oder den Verzicht auf Werbung geht. Nur eine "gänzlich unabhängige, hochrangig besetzte Kommission" könne eine Art "Blaupause" für die bevorstehende Reformdebatte erarbeiten. Ziel sei letzten Endes kein "unrealistischer Kahlschlag des Bestehenden", sondern die transparente Verabredung eines Modells, "auf das hin das derzeitige Schritt für Schritt in eine Zukunft überführt werden könnte".
"FAZ", S. 17 (Paid)