turi2 edition #9: Lisa Altmeier über Journalismus für die Jugend.


Heimat Internet: Lisa Altmeier lebt im Netz und liebt es – sogar die Nutzerkommentare. Jens Twiehaus spricht mit der Social- und Video-Reporterin für die turi2 edition #9 über ihre Arbeit “im Team mit dem Publikum”, ihre Sicht auf die alte TV-Welt – und warum sich Altmeier sogar mal als Schlampe beschimpfen lässt. Das Gespräch gibt es als Video oder als Podcast zum Anhören. (Fotos: Selina Pfrüner)

Das Interview ist auch eine Replik auf Peter Kloeppel, dem turi2 ebenfalls Video und Podcast gewidmet hat.

Lisa, du bist 31 und gehörst zur Generation Medienwandel: Du bist aufgewachsen mit TV-Moderatoren wie Peter Kloeppel, machst aber heute einen ganz anderen Journalismus. Einen, der auf Social Media beruht und das Feedback der Nutzer integriert. Bist du Germanys Next Nachrichtenmoderatorin?
Oh. Ich glaube nicht. Ich sehe mich nicht als Moderatorin, sondern als Reporterin. Ich gehe raus und stelle Fragen. Ich erzähle den Menschen nicht nur etwas, sondern will vor Ort was von den Leuten erfahren.

Braucht es für deine Art von Journalismus keine Moderation mehr?
Zumindest ist eine neue Form notwendig – eine weniger distanzierte. Für mich ist bei allem, was ich tue, der Kontakt zum Publikum das Entscheidende. Deshalb bin ich auch am liebsten selbst als Journalistin am Ort des Geschehens. Wenn ich dann doch mal vor einer Studio-Kamera stehe, zum Beispiel für das Funk-Format “Reporter” auf Snapchat, steht die Kamera hochkant. Das entspricht nämlich dem Nutzungsverhalten der User auf dem Handy.

Ist jemand wie Peter Kloeppel für dich also ein Relikt der Vergangenheit?
Diese Generation von Moderatoren hat ihre Berechtigung. Es gibt ja noch genug Menschen, die Fernsehen gucken und sich solche moderierten Sendungen ansehen. Nur meinem eigenen Nutzungsverhalten entspricht das nicht.

Wo schaust du Nachrichten, wie informierst du dich?
Ich nutze Nachrichten-Apps und Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen und habe Online-Abos von “Zeit”, “Süddeutscher Zeitung” und “Spiegel”. Dokus konsumiere ich über YouTube, kurze Info-Happen über Instagram und Twitter. Blogs und Podcasts spielen ebenfalls eine Rolle, Papier und lineares TV privat fast gar nicht mehr.

Als freie Journalistin für WDR, BR, Phoenix und eigene Projekte hast du keinen klassischen Haussender. Ist deine journalistische Heimat das Social Web?
Ja, Heimat Internet. So sage ich das immer. Ich bin unterwegs in der Welt und stelle im Internet Fragen, stellvertretend für viele Leute da draußen.

Bist du mit der Heimat Internet typisch für unsere Generation?
Was die Journalisten-Generation um die 30 betrifft, würde ich sagen: nein. Die meisten meiner gleichaltrigen Kollegen und auch viele ehemalige Klassenkameraden von der Journalistenschule arbeiten sehr viel klassischer als ich. Die wollen das so gar nicht, sondern sehnen sich eher nach der guten alten Zeit mit vielen sicheren Arbeitsplätzen. Ich persönlich bin aber eher der risikofreudige Mensch und probiere gerne Neues aus.


Heimat Internet: Social-Media-Journalistin Lisa Altmeier, 31, geht auch mal aus den eigenen vier Wänden auf Sendung

Was unterscheidet deine Journalisten-Generation von der Generation eines Peter Kloeppel?
Die ältere Generation kommt etwas seriöser daher – was die Ansprache des Publikums betrifft. Da gibt es eine größere Distanz zum Publikum, die aber auch vielen Leuten ab einem gewissen Alter gefällt. Die “Tagesschau” ist ja immer noch erfolgreich, auch online. Viele Journalisten aus meiner Generation sind einfach ein bisschen lockerer unterwegs, die haben nicht mehr diesen riesigen Abstand.

Ist seriös und locker ein Gegensatz?
Ich beziehe mich dabei auf das Auftreten, also die Form. Du kannst auch locker auftreten und trotzdem ernsthaften Journalismus praktizieren. Das versuche ich in meiner Arbeit jeden Tag.

Führt das manchmal zu Problemen? Locker kann ja schnell als flapsig wahrgenommen werden und es entsteht der Eindruck: Wer es nicht ernsthaft rüberbringt, meint es auch nicht ernst.
Für mich bedeutet Lockerheit eine gewisse Nähe zum Publikum und auch, dass ich transparent bin. Wer ist diese Frau? Wie gelangt sie zu ihren Ansichten? Es gibt dieses schöne Stichwort Augenhöhe, was ja auch Politiker gerne mal benutzen. Meine Generation bemüht sich stärker um diese Augenhöhe, während sich die Älteren noch als Gatekeeper verstanden haben, die dafür sorgen, dass die richtigen Themen gesetzt werden. Das ist heute anders. Wir machen Journalismus im Team mit unserem Publikum.

Du sprichst von Transparenz. Wo ziehst du die Grenze zum Privatleben?
Ich bin persönlich, aber nicht privat. Ich veröffentliche zum Beispiel nicht auf Social Media, ob ich in einer Beziehung bin. Das geht meiner Meinung nach niemanden etwas an. Und es spielt auch für meine journalistischen Inhalte keine Rolle. Ich versuche, Dinge persönlich einzuordnen und ich teile persönliche Erfahrungen, sofern sie für meine Arbeit relevant sind. Aber ich produziere keine Vlogs über mein Privatleben.

Was treibt dich an?
Ich höre einfach gerne zu. Nicht nur bei Interviews. Ich lese auch gerne, was Menschen in Kommentarspalten im Internet schreiben. Ich habe schon vor vielen Jahren, bevor ich Journalistin war, furchtbar gerne bei Zeit Online die Kommentare gelesen. Ich fand es immer faszinierend, wie viel Wissen bei den Lesern vorhanden ist. Und ich sehe es als Teil meines Jobs an, Menschen für Journalismus zu begeistern.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du entschieden hast, Journalistin zu werden?
Ich habe jetzt nicht die große Legende parat. Fragen stellen hat mir immer schon Spaß gemacht und für Politik habe ich mich auch schon als Jugendliche interessiert. Und ich habe mir früh Papas Kamera geschnappt und selbst gefilmt.

Wir wollten ganz viel übers Fernsehen reden, berühren das Thema aber kaum. Spielt Fernsehen einfach keine Rolle mehr?
Bei mir ist das zum größten Teil so. Klar erscheint von mir auch manchmal was im Fernsehen. Für Phoenix arbeite ich zum Beispiel als Reporterin für #Phoenix_Freistil, das auf YouTube und im TV ausgestrahlt wird. Auch beim WDR kommen teilweise Inhalte von mir in den Fernsehnachrichten. Aber mein Herzensmedium ist das Internet.

Es gibt nicht einmal einen Fernseher in deiner Wohnung.
Doch, es gibt einen, aber erst seit ein paar Tagen, ich habe ihn noch nicht aufgebaut. Er hat seine Existenzberechtigung aber vor allem, weil
er schlau genug ist, um Netflix abzuspielen.

Was würdest du gucken, wenn er hier stünde?
Vermutlich nichts Lineares. Außer in ganz besonderen Momenten: Ich gucke zum Beispiel gerne Wahlberichterstattung live. TV ist für mich auch dann faszinierend, wenn etwas Unerwartetes passiert, also solche 11.-September-Momente. Dann haben, glaube ich, viele diesen Drang, den Fernseher einzuschalten. Aber ansonsten finde ich ja fast alles auf YouTube und in den Mediatheken.

Mich überrascht, wie selbstsicher die Fernsehbranche heute noch ist. Peter Kloeppel etwa sagt: Fernsehen wird es in 25 Jahren noch geben. Ist der Wandel in den großen Häusern noch nicht angekommen?
Teils, teils. Ich kann jetzt nicht für RTL sprechen, aber beim WDR und anderen Öffentlich-Rechtlichen werden viele Ressourcen in Online-Angebote gesteckt. Nichtsdestotrotz gibt es insgesamt einen massiven Überhang an Fernsehangeboten. Und auch was die Bezahlung angeht, ist es branchenweit so: Wir vom Internet sind immer noch abgehängt. Ich denke, das wird sich in den nächsten Jahren ganz schön ändern.

Und zu den Gewinnern gehören die, die ausschließlich online präsent sind?
Ja, würde ich schon sagen. Die Haltung vieler online-skeptischer Kollegen hat sich inzwischen geändert. Und auch wenn man sich die frühen Twitterer anguckt: Viele von denen, die in der Anfangsphase des Mediums belächelt wurden, kriegen jetzt die besten Jobs. Und ich denke, das wird sich fortsetzen.


Tatort Küche: Lisa Altmeier liebt Internet-Kommentare – und war schon als Schülerin vom Wissen der Leser fasziniert. Als Videoreporterin für WDR, BR und Phoenix pflegt sie den Kontakt zu den Nutzern. Den empfindet sie als Bereicherung für den Journalismus

Du bist eines der Instagram-Gesichter für die Sendung “Aktuelle Stunde” im WDR. Auf der Plattform konkurrierst du um Aufmerksamkeit mit Influencern. Die genießen Glaubwürdigkeit – welche Chancen haben traditionelle Medien gegen sie?
Die traditionellen Medienmarken haben dann gute Chancen, wenn sie sich da etwas abgucken – nicht inhaltlich, sondern, was die Prinzipien angeht, wie diese Plattformen funktionieren und die Personen auf ihnen. So eine Marke wie der WDR steht trotz aller Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen für Glaubwürdigkeit und das merke ich auch auf unserem Instagram-Kanal. Dem WDR wird ein großer Vertrauensvorschuss gewährt.

Selbst von 15-Jährigen?
Wir haben dort viele junge User, aber nicht alle sind 15. Viele sind Ende 20 und ich merke, dass es bei denen ein großes Informationsbedürfnis gibt. Und dieses Bedürfnis bedienen die meisten Influencer gar nicht. Bei denen geht es häufig um leichte Themen und Promo und auch das hat seine Berechtigung. Das ist ja auch nichts komplett Neues: Früher gab es im TV sowohl den WDR als auch MTV. Und das hat dem WDR auch nicht geschadet, es gibt ihn immer noch und er hat sich online neu aufgestellt.

Du hast mit deiner Kollegin Steffi Fetz dein eigenes Medium gestartet: Crowdspondent. Ihr seid als Korrespondentinnen eurer Crowd, also eurer Unterstützer, unterwegs. Was steckt dahinter?
Wir wollten 2013 in Brasilien vor der Fußball-WM eine neue Form von Journalismus ausprobieren: Arbeit im Team mit der Crowd und zu Themen, die journalistisch zu wenig beachtet werden. In Brasilien gab es damals kaum deutsche Journalisten, denn die kommen schnell für die WM vorbei und sind dann wieder weg. Wir haben uns also angeschaut, was zum Beispiel in den Favelas von Rio de Janeiro passiert. Da mussten Bewohner um ihre Behausungen bangen, weil sie Hotelbauten weichen sollten. Wir haben damals mit fünf Facebook-Freunden angefangen und uns eine Community erarbeitet, die uns seit sechs Jahren unsere Recherchereisen durch Deutschland und die Welt bezahlt und uns ihre Fragen mit auf den Weg gibt.

Was hat sich seitdem getan?
Die Plattformen haben sich verändert. Früher waren wir super aktiv auf Facebook. Heute findet der Großteil unserer Kommunikation auf YouTube statt. YouTube ist inzwischen selbst ein soziales Netzwerk und nicht nur ein Ort, an dem Videos abgespielt werden. Wir sind große YouTube-Kommentar-Beantworter und versuchen auch wirklich, auf jeden einzelnen Kommentar zu reagieren.

Da gibt es also entgegen aller Vorurteile auch vernünftige Leute?
Ja, auf jeden Fall. Das Wichtigste ist, dass du dich nicht nur mit Hass und Beschimpfungen befasst. Du musst deinen Fokus auf die Leute legen, die konstruktiv unterwegs sind und davon gibt es viele. Wir hören aber auch denen zu, die Kritik üben, denn auch wenn es uns Journalisten oft nicht gefällt: Diese Kritik ist teilweise berechtigt. Da lohnt es sich, zuzuhören, darauf einzugehen und zusammen besser zu werden.

Wie gehst du mit Hatern um?
Ich lese das. Und wenn ich das Gefühl habe, hier ist noch irgendwas Konstruktives rauszuholen, dann frage ich nochmal nach. Ich bin sehr sachlich unterwegs und versuche zuzuhören. Ab einem gewissen Punkt – also, wenn es Morddrohungen sind oder Vergewaltigungs-Fantasien, melde und lösche ich. Vor allem, wenn Protagonisten bedroht oder beschimpft werden, die schütze ich immer zuerst. Ich lasse mich schon als Schlampe beleidigen, wenn in der Folge noch eine inhaltliche Aussage kommt…

Moment, das ist ja schon ein starkes Stück, wenn du sagst, du lässt dich als Schlampe beleidigen. Auf der Straße würdest du dir das nicht gefallen lassen.
Ich versuche einfach, sachlich zu bleiben, frage nach und sage, dass das nicht erwünscht ist. Wer weiterpöbelt, fliegt dann natürlich. Ich will aber erstmal eine Gesprächsbasis mit den Personen finden. Uns ist es bei Crowdspondent ein Herzensanliegen, Leute nicht sofort zu blockieren. Wir haben auch welche in unserer Community, die erst gepöbelt haben und sich mittlerweile konstruktiv beteiligen. Wir machen bei diesem Projekt auch
gerade für die Leute Journalismus, die eine harte Anti-Haltung gegen alle Journalisten haben. Wir wollen sie nicht aufgeben. Also versuche ich, zu ergründen: Woher kommt deine Wut? Wie muss Journalismus sein, den du gut findest, für den du vielleicht sogar Geld ausgeben würdest? Und wie können wir dich gewinnen?

Du sprichst immer wieder von Community. Ersetzt Gemeinschaft das Sender-Empfänger-Modell der guten alten Glotze?
In weiten Teilen schon. Dort, wo ich im Moment arbeite, gibt es das schon nicht mehr. Natürlich engagiert sich immer nur ein kleiner Teil der Nutzer aktiv. Aber dass ich nur sende und nichts empfange, kommt nicht mehr vor. Auf Instagram oder auch beim Funk-Format “Reporter” lese ich ständig Kommentare und bin im Austausch mit Nutzern. Wir erhalten dort auch tolle Themenvorschläge. Bei Instagram kommen viele Direktnachrichten – sowas bereichert den Journalismus.


Lisa Altmeier, die Reporterin: “Ich gehe raus und stelle Fragen”

Wie intim ist das?
Teilweise sehr. Wir Journalisten haben eine Verantwortung, damit sorgsam umzugehen. Wenn mir jemand etwas über sich erzählt, kann ich das nicht einfach so veröffentlichen. Diese gefühlte Nähe kann tricky werden, wenn die Leute plötzlich denken, du bist ihre beste Freundin. Aber ich sehe das positiv: Die Leute öffnen sich. Wir hatten einmal die Themenwoche Armut und da haben Menschen von ihrer Armut berichtet, die sonst nicht darüber reden würden. Da ergeben sich doch Chancen für Medien.

Nun leben wir in politisch spannenden Zeiten. Von der einen Seite kommen die Populisten und stellen das freiheitliche Europa infrage. Von der anderen kommen engagierte Siebtklässler und demonstrieren für Klimaschutz. Leben wir in guten oder in schlechten Zeiten?
Journalistisch auf jeden Fall in guten Zeiten. Ich weiß noch, wie
ich mich vor fünf Jahren geärgert habe, dass ich nicht in den 70er Jahren lebe. Vor fünf Jahren haben wir uns gefühlt von einer GroKo in die nächste gelangweilt. Inzwischen freut sich die Journalistin in mir, dass so viel passiert, dass Menschen für und in ihrer Demokratie streiten. Ich halte aber nichts von Schwarz-Weiß-Denken. Ob das jetzt eine gute Zeit ist oder eine schlechte, werden Menschen in 100 Jahren beurteilen. In jedem Fall sollten wir mitmischen. Gerade unsere Generation, die zwischen diesen beiden Polen hängt, kommt teilweise etwas meinungslos daher.

Wirklich? Fridays for Future ist nicht unbedingt ein Zeichen für Meinungslosigkeit.
Fridays for Future ist aber nicht meine Generation. Die Demonstranten sind 15 Jahre jünger. Wir beide gehören zu einer Generation, von der man nicht genau weiß, wofür sie eigentlich steht. Wir könnten uns mehr einsetzen.

Wie können wir die Welt besser machen?
Ich versuche es auf meine Weise, also mit Journalismus. Indem ich Themen aufzeige, die nicht so sehr beleuchtet werden. Indem ich mit Menschen spreche, die sonst nicht zu Wort kommen – damit bewirke ich im besten Fall Aufmerksamkeit, sodass sich auch die Politik damit befasst.

Haben Internet und Social Media die Welt besser gemacht?
Das glaube ich nicht. Es ist wie mit dem Radio: Das wurde auch von diversen Seiten für ihre Zwecke eingesetzt. Letztendlich sind Medien ja auch nur Werkzeuge und es kommt darauf an, wie wir sie nutzen. Ich glaube, das Internet hat die Welt unübersichtlicher gemacht. Es ist keine einfache Zeit für Medienkonsumenten. Und es gibt vielerorts auch eine Überforderung unter den Journalisten.

Lisa Altmeier im TV-Fragebogen

Ich hätte da von dir ja eigentlich eine optimistischere Antwort erwartet.
Ich bin da mehr der differenzierte Typ, ich betrachte die Vor- und Nachteile. Für mich persönlich ist das Internet natürlich super. Es entspricht komplett meiner Arbeitsweise. Diese Zusammenarbeit mit Nutzern war früher so gar nicht möglich. Das hat viele Vorteile. Aber die ganzen Disruptionen, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben – wir wissen ja nicht, was das Resultat davon sein wird. Wir wissen nicht, was passiert, wenn große Unternehmen durch neue Geschäftsmodelle einstürzen, wenn große Medienhäuser zusammenbrechen und vielleicht auch das Bankensystem. Ich will keine Prognose dazu treffen, ob die Welt dadurch besser wird.

Was war deine längste Offline-Phase in den vergangenen fünf Jahren – abgesehen von drei Stunden Bahnfahrt?
Na, selbst im Zug bin ich noch hochmotiviert, irgendwelche Wege ins Netz zu finden. Ich kann mich an keine Offline-Zeiten erinnern. Unsere Crowdspondent-Recherche in Japan vielleicht noch, da hatten wir auf dem Land oft keinen Empfang und es gibt kaum gute Handytarife für Ausländer.

Wir sind also immer vernetzt und leben in unruhigen Zeiten. Was heißt das für die journalistische Rolle? Gibt es noch den neutralen Berichterstatter oder löst sich dieses Selbstverständnis in sozialen Medien auf?
Es gibt immer noch ein Bedürfnis nach sachlicher Information. In den Kommentaren unter Nachrichtentexten lese ich immer wieder: Schreibt das doch mal ganz sachlich auf und bringt nicht so viel Meinung rein. Der ganze Meinungsjournalismus ist extrem angeheizt worden, zum Beispiel durch die wütenden, lachenden, weinenden Emojis bei Facebook. Da haben sich viele Redaktionen berufen gefühlt, vor allem Kommentare zu veröffentlichen, denn das bringt ja viele Reaktionen und Klicks. Aber viele Menschen wollen einfach nüchtern informiert werden.

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