Berufe mit Zukunft: D wie Datenvorstand – Stephanie Caspar.
4. Juni 2019
Die jüngste und digitalste Springer-Managerin:Stephanie Caspar steuert bei Springer neben dem Digitalen und dem Daten-Geschäft das gesamte deutsche Medien-Portfolio und die Druckereien – ein beeindruckendes Pensum. Für die turi2 edition #8 beschreibt Jens Twiehaus ihre Erfolgsstrategie: der sorgsame Umgang mit Ressourcen und “Nachdenk-Freitage”.
Das Porträt über Datenvorstand Stephanie Caspar finden Sie auch in unserem kostenlosen E-Paper zur “turi2 edition #8” auf Seite 156.
Freitags nimmt sich Stephanie Caspar Nachdenkzeit. Am letzten Werktag der Woche stehen ab mittags keine Termine mehr im Kalender. Caspar sitzt dann in ihrem schmalen Büro auf der Vorstandsetage von Axel Springer, den Blick Richtung Berliner City West, um “selber zu denken”, wie sie sagt.
Nach viereinhalb Tagen Meeting-Marathon voller Input ist der halbe Freitag reserviert zum Sortieren von Ideen und Notizen. Caspar kritzelt alles digital auf ihr iPad, natürlich. Die Kollegen gucken dann ganz neugierig, erzählt sie. Caspars erste Mission ist damit auf Vorstandsebene erfüllt: Als jüngste und digitalste Managerin der ersten Garde soll sie modernes Arbeiten bei Springer etablieren. Einem Konzern, der sich früher Verlag nannte und sich heute vor allem über digitale Geschäfte definiert.
Caspar ist eine neugierige Person. Sie gestaltet gern und mag gute Produkte, am liebsten gestaltet sie gute Produkte. “Mich interessiert wahnsinnig: Wie baut man ein erfolgreiches Produkt? Wie verdient man Geld? Das begeistert mich. Deshalb fällt es mir nicht schwer, mich irgendwo hinein zu bohren.” Die Digital- und Datenexpertin sagt selbst, dass sich ihr Job immer dann verändert, wenn gerade Rituale entstehen. Zu Springer kommt sie 2013 mit viel Erfahrung aus dem Online-Business, aber wenig Ahnung, wie ein Verlag tickt. 2018, gerade im Vorstand angekommen, bekommt sie noch mehr Aufgaben. Neben dem Digitalen und dem Daten-Geschäft steuert sie inzwischen das gesamte deutsche Medien-Portfolio und die Druckereien.
Wie ihr die permanente Veränderung gelingt? Caspar ist emphatisch und eine aufmerksame Zuhörerin. “Wenn Mitarbeiter mit mir einen Jour Fixe haben, beginne ich das Gespräch normalerweise nicht damit, dass ich ansage, was zu tun ist. Ich frage erstmal: Wie geht‘s dir und wie läuft’s?” Auch wenn sie jetzt sehr weit oben steht, wirkt Caspars Interesse echt. Sie sagt, die Kollegen wollten sich ja auch “mal anlehnen”. Das klingt lustig aus dem Mund eines Vorstands in einem börsennotierten Unternehmen – vielleicht ändert sie deshalb ihr “Anlehnen”-Zitat im Anschluss in “Zuhören” ab.
Caspar setzt noch einen drauf. Sie sagt, sie habe sich nie irgendwo beworben. Sie vermittelt ein entspanntes Verhältnis zum Thema erfolgreiche Karriere und sagt den schönen Satz: “Skrupellos bin ich nicht. Ich habe ein gesundes Verhältnis zu Macht.” Vom Typ her ist Caspar Unternehmerin, sehr auf die Sache fokussiert, keine Taktikerin im Ausnutzen eigener Vorteile. Auch früher, in der High-Potential-Hölle von McKinsey, soll sie mit dieser Strategie gut gefahren sein. Schon früh stellt sie fest: “Ich habe kein Problem damit, die Nacht durchzuarbeiten, wenn es brennt. Aber das muss nicht laufend sein. Ich muss mir auch nicht dauernd beweisen, wie wichtig ich bin, indem ich jede Mail innerhalb von drei Minuten beantworte.”
Dieser sorgsame Umgang mit Ressourcen, gepaart mit Nachdenk-Freitagen, ist Caspars Bestandsgarantie im dynamisch-digitalen Umfeld. Auch wenn sich der gute Vorsatz vom terminfreien Freitagnachmittag nicht immer erfüllt. Caspar verabschiedet sich, um eine Telefonkonferenz vorzubereiten. Mit Kollegen der “New York Times” will sie am späten Nachmittag noch über ihr Lieblingsthema sprechen: Paid Content.
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