Marketing-Turbo: Bettina Fetzer, seit Ende 2018 weltweite Marketingchefin von Mercedes-Benz, verrät im Porträt von Tatjana Kerschbaumer ihr Erfolgsgeheimnis – viel Kaffee und viel Arbeit. Fetzers kleiner Sohn darf schon mal mit zu wichtigen Auto-Treffen, ein modernes Familienbild, das sich inzwischen auch in den Kampagnen des Konzerns spiegelt.
Das Porträt über Marketingchefin Bettina Fetzer finden Sie auch in unserem frei zugänglichen E-Paper zur “turi2 edition #8” auf Seite 172.
Was den Erfolg betrifft, hält es Bettina Fetzer mit Christine Nöstlinger: “Besser ein paar Brandblasen als ein Leben lang kalte Finger!” Die Chefin des Mercedes-Benz-Marketings setzt im Job auf Sichtbarkeit, Authentizität, ein bisschen Glück – und häufige Wechsel. Sie hat es zumindest so gehalten: Während ihres Studiums der europäischen Betriebswirtschaftslehre macht sie Praktika bei Chrysler in Dubai und bei Adidas in Schweden, danach arbeitet sie als Pressesprecherin für Smart und Mercedes Benz sowie als Leiterin der Mercedes-Benz-Wirtschaftskommunikation. Zwischendrin war noch Zeit für ein Sabbatical und die Geburt ihres Sohnes – zwei Stationen, aus denen heraus sie befördert wurde. Letztmals im November 2018, als sie das weltweite Marketing von Mercedes Benz übernimmt. Seitdem darf Sohn Neo schon mal mit zu wichtigen Auto-Meetings.
Was es für so eine Turbo-Karriere braucht? “Viel Kaffee”, sagt Fetzer, und aktuell: auch die Fähigkeit “viel zuzuhören und noch viel zu lernen”. So lange sei sie noch nicht dabei, an der Marketing-Spitze von Mercedes, einer Marke, der die Deutschen Urvertrauen entgegenbringen, die aber lange angestaubt wirkte. “Es ist wichtig, dass die Menschen sagen: ‘Die Marke finde ich sympathisch'”, glaubt Fetzer – “Lovebrand” heißt das im Marketing-Sprech. In Zukunft könnte über den Erfolg von Mercedes auch eine Verjüngungsstrategie entscheiden, mit passenden Fahrzeugen, die ebenso passend beworben werden. Die Kampagne zur neuen B-Klasse, einem modernen Familienauto, ist so ein Fall: Da besteht die Familie von heute auch mal aus einem Vater, der das selbe Prinzessinnen-Kleid trägt wie seine Tochter. Oder einer Dame mit drei Pudeln. “Wir müssen die Köpfe und Herzen der Menschen erreichen”, sagt Fetzer und meint damit auch: mutiges Marketing, an dem sich manche stoßen werden. Brandblasen.
“Ich motiviere mich nicht primär über Erfolg, aber Erfolg in der Sache ist superwichtig”, sagt Fetzer. Dazu gehört: ein einheitlicher Markenauftritt, am Ende natürlich auch, wie viele Autos verkauft werden. 400 Menschen arbeiten bei Mercedes Benz im Marketing – Fetzer hat sich schnell von dem Gedanken verabschiedet, alles selbst steuern zu können. Aber: “Die Kollegen zu motivieren, einen Meter höher zu springen, ist ein persönlicher Erfolg.” Für sie selbst hat sich diese Kombination bewährt: “Viel arbeiten, am Boden bleiben und mich hinter meine Mitarbeiter stellen.” Gleichzeitig will Fetzer ein Vorbild dafür sein, Beruf und Familie zu vereinbaren. Die Arbeitswelt muss und wird sich ändern, davon ist sie überzeugt. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass ein Kollege befördert wird, der nur vier Tage die Woche arbeitet.
Was braucht es also, um erfolgreich bei Mercedes Benz zu sein? Für das Marketing nicht zwingend ein Marketingstudium, glaubt Fetzer. Ein offener Geist und kommunikatives Gespür seien da wichtiger. Junge Talente finden? “Indem wir unseren Job gut machen! Und eine Kultur schaffen, in der junge Leute arbeiten wollen.” Die stehen, Fetzers Erfahrung zufolge, nicht unbedingt auf ein hohes Gehalt oder viel Verantwortung. Sondern eher auf eine gute Work-Life-Balance. Data, E-Mobility und autonomes Fahren sind die Felder, in denen sie in den kommenden Jahren besonders gefragt sind. Zu lässig sollten es die Jungen mit der Karriere aber nicht nehmen. Glaubt man Fetzer, hat ihr Erfolg auch einen knallharten Kern: sehr viel Arbeit.
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