Vom Verkehrszeichen zum Verkaufsschlager: Markus Heckhausen ist der geschäftige Kopf hinter den sympathischen Ost-Ampelmännchen. Inzwischen gibt es 600 Produkte mit dem roten und dem grünen Ampelmann. In der turi2 edition #8 beschreibt Jens Twiehaus, wie der Schwabe nach der Wende die Verkehrszeichen entdeckt und zur Marke aufbaut. Im Erfolgs-Videofragebogen verrät er, dass ihn das Chefsein heute manchmal anstrengt.
Das Porträt von Ampelmann Markus Heckhausen finden Sie auch in unserem kostenlosen Blätter-PDF zur “turi2 edition #8” auf Seite 152.
Markus Heckhausen will abgeben lernen. Beinahe wäre Schluss gewesen mit dem Ampelmann, im 21. Jahr nach seiner Wiedergeburt. Designer Heckhausen hat das DDR-Ampelmännchen zu einem Berliner Kult-Symbol entwickelt, ganze Produktwelten rund um die grüne und rote Figur geschaffen. Doch 2017 kommt eines zum anderen – weniger Touristen, zu viel Personal, organisatorisches Chaos. Heckhausen kann den Kopf gerade noch aus der Schlinge ziehen.
Daraus lernt er: In einem 150-Mitarbeiter-Unternehmen kann nicht einer alles steuern. Er muss delegieren. Auch ein Ampelmann wird erwachsen. Jetzt sitzt Heckhausen etwas entspannter in seinem Büro, einer großzügigen Altbau-Etage mit offenen Türen. Überall stehen, hängen und liegen Ampelmann-Produkte. Der perfekte Ort, um zu erfahren, wie aus einem Verkehrszeichen ein Verkaufsschlager wird.
Heckhausen stammt aus Tübingen und kommt nach der Wende aus Abenteuerlust nach Berlin. Er staunt über eine Stadt mit unbegrenzten Möglichkeiten und schlägt sich durch. Der damals graue Ostteil der Stadt zieht ihn an. Ihm fallen die Ampelmänner auf, die viel dynamischer aussehen als ihre steifen Kollegen aus dem Westen.
Es bricht Heckhausens Designer-Herz, als Techniker vor seinen Augen einen Ost-Ampelmann demontieren und durch ein West-Symbol ersetzen. In einem Trabant jagt er fortan ausgemusterten Männchen hinterher. Aus dem Schwaben wird ein DDR-Kenner, der sich erinnert: “Ich als Wessi kam im DDR-Auto an und dadurch gut ins Gespräch. Da habe ich gemerkt: Die Ostdeutschen leiden darunter, dass alles Neue aus dem Westen kommt und plötzlich alles aus der DDR schlecht ist. Genau das war meine Geschichte für die Presse – dass es auch so tolle Sachen wie den Ampelmann gab.”
Heckhausens erstes Produkt, eine Lampe aus Ampelglas, schlägt 1996 in den Medien ein. Er verkauft die ersten Ampelmänner noch aus seiner Hinterhof-Wohnung heraus, Auguststraße 75, zweiter Stock. Und er merkt: Da geht was.
Zum Ampelmann-Unternehmen gehören heute 600 Artikel, acht Läden und eine Lagerhalle plus Online-Shop. Rückblickend, sagt Heckhausen, brauchte er für seinen Erfolg die Marke, Willen und Glück. Wille war nötig, weil auch andere am Ampelmann verdienen wollten – und Heckhausen, von Haus aus eher Feingeist, sich die Konkurrenz mit Geld vom Leib halten musste. Gespür für Gestaltung und für Geld finden selten zusammen.
Die Marke ist ein weiteres Erfolgskriterium. Insbesondere, als der Ost-Ampelmann aus den Verkehrsvorschriften verschwindet und Heckhausen die Marke privatisieren kann. Schließlich das Glück: Heckhausen lernt den Ampelmann-Erfinder kennen, den Verkehrspsychologen Karl Peglau. Er holt ihn mit ins Boot – und das Unternehmen Ampelmann wird von einer Souvenir-Bude zu einer quasi-kulturellen Institution.
Auf diesen Erfolg lässt sich noch heute aufbauen. Heckhausen wird nicht müde. “Die Marke hat unendliche Möglichkeiten. Wir wollen den Schritt aus Berlin heraus wagen, auch wenn das unsere Basis ist”, sagt er. Dabei gibt es nur einen Haken, und der hat wieder mit dem Abgeben zu tun. Vor Jahren hat Heckhausen einmal abgegeben – und seiner Frau einen Teil der Firma übertragen. Die beiden sind inzwischen getrennt und auch geschäftlich nicht mehr einer Meinung. Heckhausens Mission jetzt: die zweite Ampelmann-Rettung.
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