Berufe mit Zukunft von A-Z: E wie Editor Live-Journalismus – Ina Karabasz.
5. Juni 2019
Im Rampenlicht:Ina Karabasz macht den Journalismus des “Handelsblatts” fit für die Bühne. Ihr Anspruch: Die Journalisten sollen auf Kongressen und Seminaren nicht von oben herab dozieren, sondern spannende Interviews, Analysen, Porträts präsentieren. Als Editor Live-Journalismus stellt Markus Trantow die 35-Jährige im Berufe-Alphabet der turi2 edition #8 vor.
Das Porträt über Ina Karabasz finden Sie auch in unserem frei zugänlichen E-Paper zur “turi2 edition #8” auf Seite 157.
Was haben Sterne-Küche und Veranstaltungs-Management gemeinsam? Wenn es nach Ina Karabasz geht: eine Menge. Die 35-jährige Journalistin verantwortet beim “Handelsblatt” die Sparte Live-Journalismus. Als passionierte Hobbyköchin schmecken ihr kulinarische Vergleiche besonders gut. Sie sagt Sätze wie: “Wir wollen keine gemischte Tüte anbieten, sondern das perfekte Dessert.”
Karabasz weiß genau, was der Live-Journalismus der Düsseldorfer Mediengruppe leisten soll – und was möglichst nicht. Teilnehmer, Speaker und Sponsoren sollen einen Mehrwert erhalten. Gelungen ist ein Veranstaltungs-Menü, wenn die Teilnehmer eine gute Zeit hatten und klüger sind als zuvor, sagt sie. Wenn es richtig gut läuft, wissen alle hinterher sogar, was sie an sich selbst ändern können – und wie.
Um das zu erreichen, mischt Ina Karabasz die Ver-anstaltungszutaten gerade neu. Statt Frontalunterricht in Form von Keynotes und Vorträgen bringt sie journalistische Formate auf die Bühne: Interviews, Analysen, Porträts. Die Redakteure sollen vor Publikum genau das machen, was sie sonst auch tun: schlaue Fragen stellen, Sachverhalte einordnen und bewerten.
Bis das Rezept für Journalismus als Live-Erlebnis steht, hat Karabasz noch einiges zu tun. Gerade definiert sie die Rolle des Veranstaltungs-Moderators neu. Ihre These: Ein erfolgreiches Journalismus-Event muss komponiert sein wie ein spannender Zeitschriftenartikel – vom fesselnden Einstieg bis zu einem fulminanten Schluss. Damit bekommt der Moderator eine neue, intensivere Rolle. Er muss die journalistischen Formate erklären und etwa deutlich machen, dass es beim Live-Porträt eines Wirtschaftschefs eben nicht in erster Linie um die Marge des Konzerns geht. Sondern darum, der Person menschlich näher zu kommen.
Wie das am besten funktioniert, welche Worte beim Publikum am besten ankommen, testet Karabasz am liebsten selbst: In den kommenden Monaten wird sie als Moderatorin wieder mehr auf der Bühne stehen. Aus ihren Erfahrungen entwickelt sie das Briefing für künftige Moderatoren – und ihre Journalisten-Kollegen.
Ina Karabasz steht als schreibende Journalistin immer mal wieder auf der Bühne, ihr Debüt gab sie bei einer Podiumsdiskussion vor rund vier Jahren. Dass sie heute als Redakteurin für Live-Journalismus von Event zu Event jettet und dauernd im Rampenlicht steht, stimmt allerdings nicht wirklich: “Ich komme weniger raus”, sagt Karabasz auf die Frage, wie sich ihr Job verändert hat. Dafür kommt sie im Haus selbst mehr rum: Sie beschreibt ihre Aufgabe als Schnittstelle zwischen der “Handelsblatt”-Redaktion und den Event-Managern von Euroforum, der Veranstaltungstochter der Düsseldorfer Mediengruppe.
Und wie verträgt sich das Bühnen-Menü mit der Zutat Werbung? Für Karabasz ist der Umgang mit Sponsoren auf Events der große Schmerzpunkt. Allzu oft verwischen bei Veranstaltungen die Grenzen zwischen Inhalt und Reklame. Karabasz legt aber großen Wert darauf, dass die Trennung bei den “Handelsblatt”-Events schon jetzt sehr scharf ist. Trotzdem arbeitet sie an neuen Ideen, Sponsoren sinnvoll dem Event-Menü beizumengen, ohne die verschiedenen Gänge zu vermischen. “Der Inhalt muss gut sein, auch wenn er von Sponsoren kommt”, sagt Karabasz – kritische Fragen inklusive.
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