turi2 edition #7: Klaus Schanda, Marketingchef der Zugspitzbahn, im Porträt.
13. Januar 2019
Der Berg ruft: Deutschlands höchster Berg boomt – 3.000 Gäste fahren täglich mit der Zugspitzbahn in luftige Höhen. Marketingchef Klaus Schanda erklärt im Unterwegs-Gespräch mit turi2-Autorin Anne-Nikolin Hagemann, wie er beim Gipfel-Marketing Modernisierung mit Tradition verbindet. Das ganze Gespräch aus der turi2 edition #7 ist im kostenlosen Blätter-PDF lesbar. Im Video-Fragebogen gibt Schanda zu, dass er sich nach einem halben Jahr auf dem Berg nach dem Meer sehnt. (Foto: Markus Burke)
Es ist drückend heiß im Tal. Der Eibsee glitzert in der Sonne, an den Bergen hängen zäh und schwer die Sommerwolken. Die Seile der Seilbahn verschwinden darin, als würden sie geradewegs in den Himmel führen. Da wollen wir hoch, über die Wolken, auf 2.962 Meter über Null. Top of Germany, so lautet der Zugspitz-Slogan, bayerisch selbstbewusst, international verständlich. Im Schnitt 3.000 Gäste kommen pro Tag in der Hauptsaison, die Hälfte nicht aus Deutschland. Sprachen schwirren durch die Luft wie aufgeregte Bienen.
Wie sollen wir überhaupt alle in diese Gondel passen, Herr Schanda?
Gondel, das hören wir gar nicht gerne. Wir sind hier ja nicht in Venedig. Wir sagen: Kabine. Eine Kabine hat Platz für 120 Personen. Heute ist nicht allzu viel los, da fahren wir mit 100, damit alle eine gute Sicht haben.
Ich hoffe, die Sicht ist nicht zu gut. Ein bisschen mulmig wird mir bei der Höhe schon.
Oh, das wird dann sportlich mit den Panorama-Fenstern! Und hier, schauen Sie mal: Diesen Glasboden haben wir jetzt seit vier Wochen. Eigentlich dachten wir, es gäbe da viel mehr Geschrei und Angst. Aber selbst die Kinder stellen sich da drauf.
Die Kabine fährt an. Zur Rechten schwebt der Eibsee vorbei. Vor uns liegt ein Weltrekord: Die höchste Stahlbaustütze für Pendelbahnen, 127 Meter hoch. Die neue Seilbahn kommt nur mit dieser einen Stütze auf der gesamten Strecke aus. Ich linse vorsichtig Richtung Glasboden. Unter uns gleiten erst Wiesen, dann Baumgipfel, dann Geröll dahin.
Macht sich bestimmt gut auf Instagram…
Und wie! Es gibt Tage, da liegen zehn bis zwölf Smartphones auf dem Glas und filmen den ganzen Weg bis oben. Gehen Sie ruhig näher dran! Der hält, versprochen. Ist fast wie fliegen. Und wenn Sie Glück haben, zieht gerade unsere Gamsherde unten vorbei.
Wir passieren die Stütze. Der nächste Weltrekord folgt: das längste frei hängende Seil einer Seilbahn, mehr als drei Kilometer, 10,6 Meter pro Sekunde. Unter uns sind jetzt scharfkantige Felsen, um uns herum Wolkenweiß. 500, 600 Mal ist er mit der alten Seilbahn diese Strecke gefahren, schätzt Klaus Schanda. Mit der neuen, eröffnet Ende 2017, erst etwa 50 Mal.
Wann sind Sie eigentlich das letzte Mal hoch gelaufen?
Das ist schon ein paar Jährchen her, zehn, zwölf bestimmt. Wenn man bei einer Bergbahn arbeitet, geht man zum Wandern irgendwohin, wo es keine Bahnen gibt. Schnell, schauen Sie jetzt nach links, Richtung Höllental! Manchmal sieht man auf diesem Grat die Kletterer, wie sie die letzten Meter hier hochgehen. Da, da ist tatsächlich einer.
Aus den Wolken taucht ein einsamer Kletterer auf einem schmalen Stück Fels auf. Seine Umrisse zeichnen sich scharf gegen die Weite um ihn ab, links und rechts von ihm Abgrund. Unsere Mitfahrer zücken die Smartphones. Und dann sind wir auch schon oben, nach zehn Minuten Fahrt. Kinder in Flip-Flops drängeln sich beim Aussteigen vorbei.
Bei meinem ersten und bisher einzigen Besuch auf der Zugspitze war ich genauso alt, fünf ungefähr. Sie?
Da erinnere ich mich gar nicht mehr. Das war irgendwann als Kind, zum Skifahren. Sie sind damit übrigens genau im Schnitt! Bei den meisten unserer Gäste ist der letzte Besuch zwischen 15 und 25 Jahre her.
Erkennt man die Zugspitze nach so langer Zeit überhaupt noch wieder?
Naja, wir haben schon viel gebaut. Die ersten Kletterer, die in den 50er Jahren hoch gelaufen sind, haben noch im Haus vom Deutschen Alpenverein übernachtet, das hatte nur eine ganz kleine Terrasse. Da gab es diesen Massenansturm noch nicht. Über die Jahre sind wir vom alpinen Berg der Kletterer zur Touristenattraktion ge- worden. Klar, Deutschlands höchster Berg, der zieht alle an. Für einen Wanderer oder Kletterer ist es oft ein Schock, wenn er hier oben ankommt und die vielen Menschen sieht. …weiterlesen in der turi2 edition Unterwegs.
Klaus Schanda, Marketingchef der Zugspitzbahn, ist mit #turi2unterwegs – als Protagonist der turi2 edition #7 zum Thema Unterwegs. Alle Informationen zum Buch gibt es hier. turi2.tv (2-Min-Video bei YouTube)