“Die Dame” vertrat bereits früh ein feministisches Weltbild
Rückblende: “Die Dame” war nicht immer eine Dame. Sie erblühte auf Raten, entwickelte sich wie ein Backfisch aus der “Illustrierten Frauenzeitung”, die seit 1847 im Berliner Lipperheide-Verlag erschien. Erst mit der Übernahme durch den Ullstein-Verlag im Dezember 1911 erhielt sie ihren Schliff und den Namen, der sie unverwechselbar und hochmodern machen sollte. In den Zwanzigerjahren wagte sich “Die Dame” aufs wöchentliche Parkett. Als “Illustrierte Mode-Zeitschrift” war sie jedoch weit mehr als das: “Die Dame” stand für ein emanzipiertes Frauenbild, galt als Frau von Welt, die sich stilsicher auf kulturellem und gesellschaftlichem Gebiet bewegte. Experten bezeichnen ihre damaligen Ausgaben heute sogar als “protofeministisch”, und ja – “Die Dame” war in manchen Fällen fast eine Rotzgöre. Schon damals zierten autofahrende Frauen mit Kurzhaarschnitt ihre Titelseiten. Ein Novum in der späten Weimarer Republik.
Die neu aufgelegte “Dame” ist nach 70 Jahren Abwesenheit etwas dick geworden. Sie ist mehr Buch als Magazin. Cover: Axel Springer
Den Künstlern der Zeit entging nicht, was da so verwegen aufwuchs. Sie rissen sich darum, für “Die Dame” schreiben und zeichnen zu dürfen. Es war “Die Dame”, die erstmals Arthur Schnitzlers “Traumnovelle” druckte, Texte von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und Klabund erschienen ebenso wie Bilder von Max Pechstein, Ernst Klausz und Christian Schad. Wenn man so will, war “Die Dame” sogar nah dran am “New Yorker”. Ihre Titelbilder wurden ebenso wie beim US-Magazin von den wichtigsten Künstlern ihrer Zeit gemalt. Dazu zählten unter anderem die Art-déco-Malerin Tamara de Lempicka sowie der jüdischstämmige Illustrator Walter Trier, der 1936 nach London emigrierte. Durch die Arisierung und Enteignung von Ullstein erschien “Die Dame” notgedrungen ab 1937 im umbenannten Deutschen Verlag, bevor sie 1943 eingestellt wurde. So unschön ihr Ende war, so glanzvoll ist ihre Wiedergeburt…weiterlesen in der “turi2 edition”, Innovation