Gabor Steingart lässt sich den Strom für sein Schiff von RWE sponsern.

Wasser predigen, Bier trinken: Kapitän Gabor Steingart, erklärter Gegner von Werbung im Journalismus, lässt sich den Strom für sein Redaktionsschiff mit Elektroantrieb von einer RWE-Tochter sponsern, entdeckt Hannah Knuth. Erst nach einer Anfrage der Redakteurin habe Steingarts Medienhaus "Media Pioneer" einen Hinweis zur RWE-Beziehung auf seine Website gesetzt. Zweimal sei RWE Chef Rolf Martin Schmitz zuvor in diesem Jahr zu Gast im "Morning Briefing Podcast" gewesen, beide Male ohne Disclaimer. Auf der Website sind außerdem weitere sogenannte "Partner" aufgelistet, darunter Uber und König Pilsener. Die dahinterstehende König-Brauerei liefere für zwei Jahre Bier und seit damit "an Bord vertreten". Nach zwei bis drei Pils kann man dann schon mal vergessen, dass mit Paid Content eigentlich etwas anderes gemeint ist: Steingart setzt bei der Finanzierung seiner Briefings, Podcasts und Grafiken nämlich auf ein zahlendes Publikum.

Was die "Zeit" da ausgegraben hat will so gar nicht zu dem passen, was Steingart sonst predigt. Werbefinanzierter Journalismus und Unabhängigkeit passen nicht zusammen, findet er. In einem erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Gespräch mit Katarzyna Mol-Wolf deutet Steingart sogar an, dass er sein Unternehmen verlassen werde, wenn es eines Tages entgegen seiner Vorsätze Werbung nehmen müsste: "Dann ist diese Idee gescheitert." 36 % der Anteile an Media Pioneer gehören Springer.
zeit.de (Paid), turi2.de (Steingart und die Werbung)