Journalist Can Dündar wird zu über 27 Jahren Haft verurteilt.


In Abwesenheit: Der Journalist Can Dündar ist in der Türkei wegen Terrorunterstützung und Spionage zu mehr als 27 Jahren Haft verurteilt worden. Der Prozess dreht sich um einen Bericht seiner Zeitung "Cumhuriyet" aus dem Jahr 2015 über geheime Waffenlieferungen der Regierung an Rebellen in Syrien. Die Anwälte des Ex-Chefredakteurs erschienen aus Protest nicht zum letzten Verhandlungstag, weil es sich um ein politisches Urteil handele.

Der Deutsche Journalisten-Verband bezeichnete das Geschehen als "Akt der Barbarei" und forderte die Behörden auf, den seit 2016 im deutschen Exil lebenden Dündar zu schützen. Auch Außenminister Heiko Maas kritisierte die Strafe als "harten Schlag gegen unabhängige journalistische Arbeit in der Türkei". Das Gericht hatte den Journalisten unlängst als flüchtig erklärt und laut den Anwälten sein Vermögen beschlagnahmt. In einem früheren Verfahren war Dündar bereits für Geheimnisverrat mit mehr als fünf Jahren Haft bestraft worden, der Spionage jedoch freigesprochen worden. 2018 entschied der Oberste Gerichtshof der Türkei jedoch, dass ein neues Verfahren sich erneut mit dem Spionage-Vorwurf befassen müsse. Aktuell arbeitet Dündar unter dem Dach des Recherchezentrums "Correctiv" für das türkischsprachige Medium #ÖZGÜRÜZ.
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