“Spiegel” beendet Podcast-Werbung, die Redakteur*innen selbst einsprechen.


Werbe-Pause: Der "Spiegel" beendet die Praxis, dass Redakteur*innen in Podcast selbst Werbebotschaften vortragen, berichtet Kai-Hinrich Renner. Chefredakteur Steffen Klusmann (Foto) habe die Geschäftsführung "darum gebeten, diese Vermarktungsform künftig sein zu lassen", sagt eine Sprecherin - aber offenbar erst nachdem Klusmann von Renners Anfrage erfahren habe. Gezwungen wurde zu Werbe-Aufsagern wohl niemand, vieles spreche aber dafür, so Renner, "dass den Journalisten zumindest nahegelegt wurde, dies zu tun". "Spiegel"-Reporter Juan Moreno etwa habe sich aber standhaft geweigert, in seinem reichenweiten­starken Auslands-Podcast Acht Milliarden, Reklame-Botschaften vorzulesen. In der Podcast-Vermarktung ist Werbung, die im Plauderton von den Moderator*innen vorgetragen wird, nicht unüblich. Der OMR-Podcast-Vermarkter Podstars von Philipp Westermeyer etwa wirbt ganz offensiv damit, dass die vom Host eingesprochen Werbung "authentisch, glaubwürdig und ein nativer Teil der Show" ist.

Unmut in der Redaktion hat auch eine geplante Kooperation mit dem Berater Boston Consulting Group hervorgerufen, schreibt Renner. BCG sollte für das "Spiegel"-Sonderheft Klimakrise – Aufbruch nach Utopia ein Ranking zur Klimafreundlichkeit von Branchen und Unternehmen erstellen. Redakteur*innen hätten aber Zweifel an der Objektivität von BCG geäußert. Letztlich sei der Klima-Index "gecancelt worden", sagt eine Sprecherin, weil sich herausgestellt habe, dass die verfügbaren Zahlen "keine wissenschaftlich solide Basis für eine Erhebung bilden".
berliner-zeitung.de (Paid)