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Die Verlags-Gründerväter: Paul Pietsch, 1911-2012

15. November 2016

Der französische Presseoffizier war sich sicher: “In Deutschland wird es nie wieder so viele Autos geben, dass man eine Autozeitschrift braucht.” Deshalb schmetterte er den Antrag auf Lizenzierung einer Autozeitschrift ab, den Rennfahrer Paul Pietsch und dessen Freunde und Geschäftspartner Josef Hummel und Ernst Troeltsch gestellt hatten. Erst im Herbst 1946, nach zähen Verhandlungen bekamen die drei ihre Lizenz zum Löten.

Die drei gar nicht mehr so jungen Männer einte nach Krieg und Gefangenschaft eine Leidenschaft: Autorennen. Mit dem Geld, das mit einer erfolgreichen Zeitschrift möglicherweise zu verdienen wäre, könnte man in Zukunft vielleicht wieder Motorsport betreiben. So die – angesichts von Hunger und Trümmerbergen in Deutschland – verwegene Idee. Doch würden die Deutschen, die in der Nachkriegszeit im Überlebenskampf ganz andere Sorgen hatten, sich für eine Autozeitschrift interessieren? Sie interessierten sich nicht nur, sie kauften auch! Die Startauflage von 30.000 Heften der Zeitschrift “Das Auto”, die im Dezember 1946 erstmals erschien, war rasch vergriffen.

Und so mutierte der Rennfahrer Paul Pietsch zum Verleger. Schon Pauls Vater Alois war Verleger gewesen. Allerdings Bierverleger – was nach dem Ersten Weltkrieg hieß, dass er für den Vertrieb von Bier sorgte. Nach dem frühen Tod des Vaters 1925 führte Pauls Mutter Amalie das Biergeschäft fort – so erfolgreich, dass sie sich einen Vierliter Horch 8 leisten konnte. Seinem einzigen Sohn Paul hinterließ Vater Alois genug, dass der Junior 1931 mit gerade mal 20 und gegen den Rat der Mutter in den Rennsport einsteigen konnte.

Mit seinem Bugatti 35B, den er selbst in der Fabrik von Ettore Bugatti abholte, gelang ihm noch 1931 sein erster Sieg und der Durchbruch als Rennfahrer. Viele Siege und gute Platzierungen machten den Privatfahrer in der Folge zu einer festen Größe im Rennzirkus der Deißigerjahre. 1933 lernte Pietsch erstmals die Kehrseiten seines Wunschberufs kennen: Beim Gabelbachrennen in Thüringen machte er mit seinem Wagen einen Abflug in den Wald, mit einem sechsfachen Oberschenkelbruch musste er zwei Monate im Krankenhaus verbringen. Es blieb nicht sein einziger schwerer Unfall, doch Pietsch hatte stets einen Schutzengel.

Sein starker eigener Wille – manche sagen: seine Sturheit -, machten es Paul Pietsch schwer, sich in bestehende Hierarchien einzuordnen. Nur ein Jahr fuhr Pietsch als Werksfahrer für die Auto Union. Er kämpfte dabei nicht nur mit den Tücken des 16-Zylinder-Mittelmotors, sondern auch mit dem Rennleiter der Auto Union. Danach wurde er Privatfahrer. Seinen Lebensmittelpunkt verlegte Pietsch nach Italien. Er liebte die italienischen Autos und schätzte die Lebensart, die er als deutlich fröhlicher, leichter empfand.

Mit einem denkwürdigen Auftritt beim Großen Preis von Deutschland am 23. Juli 1939 auf dem Nürburgring gelang Pietsch, wie er selbst sagte, das beste Rennen seiner Karriere. Auf einem Maserati 8 CTF lag er zum Entsetzen der anwesenden Nazi-Prominenz lange vor den hoch favorisierten Silberpfeilen von Mercedes und der Auto Union, fiel wegen technischer Probleme am Ende aber auf den achtbaren dritten Platz zurück.

paul-pietsch-2Für seine Familie und den Verlag hängte Paul Pietsch 1952 die Rennbrillen an den Nagel

Als nach dem Krieg der Verlag zu laufen begann, gelang Pietsch ein Comeback als Rennfahrer: 1950 wurde auf einem Veritas RS Deutscher Sportwagenmeister. Im Maserati-Cockpit gewann er im selben Jahr das Freiburger Schauinslandrennen – ein Sieg mit großer symbolischer Bedeutung. Schließlich hat sich in den Zwanzigerjahren der Jugendliche Pietsch hier als begeisterter Zuschauer das Motorsport-Virus eingefangen, das ihn zeitlebens nicht mehr losließ. Es folgten mehr Siege und ein weiterer Titel als Deutscher Rennwagenmeister, doch die wachsenden Belastungen als Verlagschef, die Verpflichtungen als junger Familienvater und ein schwerer Unfall auf dem Avus in Berlin brachten Pietsch zur Einsicht, die Rennbrille für immer an die Nägel zu hängen.

Angesprochen darauf, ob es zwischen dem Cockpit eines Rennwagens und dem Schreibtisch eines Verlegers große Unterschiede gebe, antwortete Pietsch in einem Interview: “Bei beiden Tätigkeiten musste ich grundsätzlich einen klaren Kopf bewahren, immer ein bisschen schneller sein als andere und eine glückliche Hand haben.” Allerdings: Das Draufgängertum, ohne dass er als Rennfahrer keine Erfolge hätte feiern können, war seine Sache als Verleger nicht.

Geschäftlich handelte Pietsch auch mal nach dem Grundsatz “Kooperation statt Konfrontation”, etwa als ihm Anfang der Fünfzigerjahre zu Ohren kam, dass der Vogel Verlag plane, den renommierten Vorkriegstitel “Motor und Sport” zu reaktivieren. Um dem möglicherweise ruinösen Wettbewerb aus dem Weg zu gehen, entschlossen sich Pietsch und Troeltsch, lieber mit Vogel gemeinsame Sache zu machen – die Geburtsstunde von “auto motor und sport”, bis heute das Flaggschiff der Motor Presse Stuttgart. Auch die Aufnahme von Gruner + Jahr in den Gesellschafterkreis Anfang der Siebzigerjahre dienten der Absicherung des Verlags. Heute gehört die Motor Presse mehrheitlich zu Gruner + Jahr und damit zu Bertelsmann – aber nicht vollständig: G+J hält 59,9 %, die Familie Pietsch 25,1 % und Hermann Dietrich-Troeltsch 15,0 %.

Die Urteile und Einschätzungen über den Verleger Paul Pietsch sind eindeutig: Er behandelte seine Mitarbeiter stets mit Respekt und nie von oben herab – so ist unisono von altgedienten Motorpresslern zu hören, die ihn noch im Alltagsgeschäft erlebt haben. Er galt als unermüdlicher Arbeiter, der von Montag früh bis Freitagabend in seinem Büro saß und sich um alle Verlagsbereiche kümmerte. Pietschs ausgeprägten Geschäftssinn beschrieb Yörn Pugmeister, früher Chefredakteur von „sport auto“: “Er wittert überall Gelegenheiten wie jener bewundernswerte Fabel-Fuchs, den denn Raben im Baum so lange zum Singen animiert, bis der den Käse fallen lässt, den er im Schnabel hielt.”

Paul Pietsch starb im Frühjahr 2012 kurz vor Vollendung des 101. Lebensjahres.

Stefan Braunschweig

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