Marke sucht Partner: Der Cannabis-Shop Vaay wirbt bei “Bild” für CBD-Öl.
4. Juli 2023
Eine Tüte Buntes: Ein Berliner Startup wartet auf die Legalisierung von Cannabis. Bis es soweit ist, bedient die Sanity Group von Gründer Finn Hänsel alle erlaubten Geschäftsfelder um die Hanfpflanze und setzt mit Native Ads für ihre Cannabidiol-Marke Vaay bei Springers “Bild” auf Masse. Für den Sommer ist noch mehr CBD-Content beim Boulevard-Blatt geplant. Dieser Beitrag ist einer von 17 Marken-Cases aus der turi2 edition #21.
“Bubatz 2023 legal”, verspricht Christian Lindner 2022. Bald sollen Anbau, Erwerb und Besitz von Cannabis tatsächlich erlaubt sein – mit Einschränkungen. Finn Hänsel freut’s, auch wenn ihm die Pläne der Politik nicht weit genug gehen. Noch muss der Gründer und CEO des Cannabis-Startups Sanity Group anderweitig Geld verdienen, etwa mit medizinischem Gras oder Kosmetika. Unter der Marke Vaay verkaufen Hänsel und seine Leute von Berlin aus Öle und Badezusätze mit Cannabidiol, kurz CBD, via Onlineshop. Als Werbeumfeld sucht sich Hänsel dafür 2020 Springers “Bild” aus. Auf der Website der Zeitung finden sich seitdem gesponserte Beiträge in “Bild”-Optik und “Bild”-Sprech. Es geht um Sex oder “Tipps zum Fitbleiben im Home-Office”.
CBD ist ein nicht berauschender Inhaltsstoff der Cannabispflanze, dem unter anderem eine beruhigende Wirkung nachgesagt wird. Wissenschaftlich ist das nicht eindeutig belegt. Verbraucherschützerinnen sehen den Inhaltsstoff kritisch. Blöd fürs Marketing ist auch, dass Google und Facebook CBD-Werbung nur bedingt erlauben. Bei “Bild” habe man versucht, mit den Stories “auf die aktuelle Newslage” einzugehen, sagt Yvonne Beister, Content- und Strategie-Chefin der Axel Springer Brand Studios. Grundsätzlich hätten “Bild”-Leserinnen “großes Interesse an Gesundheits- und Lifestyle-Themen”. Die Native Ads präsentiert “Bild” zu Kampagnen-Laufzeiten prominent auf der Startseite neben redaktionellen Teasern.
Für die “Bild”-Werbung habe Vaay bisher sechsstellig gezahlt, so Beister. In den am besten geklickten Stories hätten rund 10 % der Leserinnen anschließend die Vaay-Website besucht. 4,2 % davon hätten dann “umgehend gekauft”. “Es gab ‘Bild’-Kampagnen, die hatten einen CPO (Kosten pro Bestellung, Anm. d. Red.) von 35 Euro. Das sind Zahlen, da träumt jeder Marketer von”, so Startup-Gründer Hänsel. Eine weitere Kampagne, diesmal mit noch ungenanntem Promi-Testimonial für ein noch unveröffentlichtes Produkt, soll ab Sommer 2023 über die Website von “Bild” laufen. An namhaften Sympathisantinnen mangelt es dem Startup nicht: An der Firma beteiligt sind etwa Fußballprofi Mario Götze und Model Stefanie Giesinger (Foto).
Ziel: Die CBD-Dealer als vertrauenswürdig positionieren.
Clou: Freiheit als oberstes Gebot – Springer und Cannabis-Unternehmer matchen gut.
Fazit: Weg frei für den “Bild”-Bubatz.
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