turi2 edition #13: Christoph Kull über Kreativität trotz Krise.
15. Dezember 2020
Crew im Fokus: Starke Teams brauchen viel Raum für Kreativität, meint Adobe-Mitteleuropa-Chef Christoph Kull in seinem Gastbeitrag für die turi2 edition #13. Sein Rat: Wer ein Unternehmen stärken und digitalisieren will, sollte das Personal fördern. Sie können das Buch hier als kostenloses E-Paper lesen oder gedruckt bestellen.
Für viele Unternehmen endet 2020 ein hartes Jahr. Gewissermaßen über Nacht bringt die Corona-Krise weite Teile des Wirtschaftslebens zum Stillstand. Betroffene Unternehmen müssen kurzfristig Kosten reduzieren, Lieferketten stabilisieren und die Liquidität für das Überstehen der beiden Lockdown-Phasen im Frühjahr und Herbst sicherstellen. Kurzarbeit kommt zur Anwendung, staatliche Hilfsprogramme und Fördermittel werden in Anspruch genommen. Die wichtigste Frage, die sich selbstverständlich auch Adobe 2020 stellen muss, lautet deshalb: “Welchen Einfluss hat Covid-19 auf das eigene Geschäftsmodell?“
Kein Zweifel: Die Pandemie hat das Konsumverhalten nachhaltig verändert. Viele Unternehmen müssen sich auf ein “New Normal“ einstellen und ihre Geschäftsidee anpassen. Für Adobe war das nicht ganz so schwierig, denn als Technologiekonzern durchlaufen wir bereits seit Jahren eine digitale Transformation und sind deshalb für die aktuelle Krise gut aufgestellt. Andere hat es deutlich härter getroffen. Egal, ob es um das Thema Reisen und die betroffenen Branchen geht, um die veränderten Zahlungspräferenzen von Kund*innen, um eine grundsätzlich vorsichtige Konsumentenhaltung sowie die gestiegenen Erwartungen an Marken-Kunden-Kommunikation: Die neuen Rahmenbedingungen müssen wir erfassen und analysieren. Dabei sollten sich Unternehmen kritisch mit dem eigenen digitalen Reifegrad beschäftigen. Erst dann kann, wie bei Adobe, eine Transformationsphase starten.
Soweit die Theorie. Aber wie geht es nun weiter? Ich denke, wir haben genau jetzt die große Chance, einen positiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel mitzugestalten – und so die Weichen für ein neues Jahrzehnt zu stellen. Dabei müssen wir auf Erfahrungen und gewonnenes Wissen der vergangenen Monate zurückgreifen. Damit meine ich nicht nur den nötigen Einsatz von Technologie. Ich spreche auch vom “Faktor“ Mensch. Erst durch das Zusammenspiel von Technologie und menschlichem Ideenreichtum entsteht das, was wir jetzt am meisten brauchen: Resilienz!
Resilienz ist das, was uns in Krisen überleben lässt. Auch Unternehmen können sie schaffen – und zwar durch wechselseitigen Einsatz von Technologie und Mensch. Das ist für mich der entscheidende Punkt: Unternehmen müssen Raum schaffen für Kreativität. Sie sollten das viel zitierte “New Normal“ ganzheitlich verstehen. Es ist unmöglich, dass Unternehmen Resilienz nur durch Digitalisierung der Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen schaffen. Es braucht gleichermaßen den Blick nach innen: Wie erreiche ich Zufriedenheit bei den Mitarbeiter*innen? Noch wichtiger: Wie mache ich sie zum Teil meiner digitalen Transformation? Wie befähige ich sie, die unternehmerische Zukunft mitzugestalten? Im besten Fall werden sie zu meinen “Change Agents“ der Transformation – beispielsweise von “Verkäufer*innen“ zu “Berater*innen“, die nicht nur etwas verkaufen, sondern auch inspirieren. So entsteht äußere wie innere Resilienz. Und damit auch ein 95-prozentiger Krisenschutz.