turi2 edition #20: 7 Antworten von Thomas Rathnow.
1. Dezember 2022
Blick nach vorn:Thomas Rathnow möchte sich dieses Jahr weniger von Nebensächlichkeiten ablenken lassen, denn die machen einen nur “müder, humorloser und gedankenärmer”, sagt er im Agenda-Fragebogen der turi2 edition #20. Der CEO der Penguin Random House Verlagsgruppe schöpft Mut aus der “menschlichen Einbildungskraft” und hält es beim Sparen mit Karl Marx.
Das Beste an 2022 war …
dass mich das Jahr zahlreichen Ereignissen und Erfahrungen ausgesetzt hat, aus denen ich lernen, an denen ich wachsen kann. Es gab angenehmere Jahre, unbeschwertere und mindestens vordergründig erfolgreichere – aber ich hoffe, dass ich aus 2022 etwas klüger und demütiger, ein wenig gelassener und zugleich tatkräftiger hervorgehe.
Nachhaltig beeindruckt hat mich …
wie die sich überlagernden Krisen uns an so vielen Stellen auf Basics zurückgeworfen haben. Als würde der Fortschritt eine Pause einlegen. Plötzlich sehen wir uns mit Problemen konfrontiert, die wir vor Kurzem noch für überwunden glaubten. Zugleich werden wir Zeugen des Muts der Frauen im Iran, die eine skrupellose Diktatur in Frage stellen und damit hoffentlich eine politische Bewegung in Gang setzen können, die allen Menschen in dem Land mehr Freiheit bringt. Und die ein Zeichen der Hoffnung an Unterdrückte in aller Welt sendet.
Ich möchte 2023 mehr …
objektive Gründe haben, optimistischer auf die Welt zu blicken. Derzeit entspringt meine gute Stimmung zu häufig eher meinem Temperament als der tatsächlichen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Lage. Beruflich wünsche ich mir für 2023, dass wir für unsere Verlagsgruppe die positiven Auswirkungen einiger strategischer Entscheidungen und Veränderungen stärker sehen und spüren.
Ich möchte 2023 weniger …
von Nebensächlichkeiten abgelenkt werden, die einen nur müder, humorloser und gedankenärmer machen.
Die größte Krise, die ich jemals überstanden habe:
steht mir wohl noch bevor. Denn die bisher überstandenen waren nicht sehr groß. Und die kommende, wirklich große Krise hoffe ich, zu überstehen.
Mein bester Spartipp:
ist eher eine Warnung. In den Worten von Karl Marx: „Je weniger du ißt, trinkst, Bücher kaufst, in das Theater, auf den Ball, zum Wirtshaus gehst, denkst, liebst, theoretisierst, singst, malst, fichtst etc., um so mehr sparst du, um so größer wird dein Schatz, den weder Motten noch Raub fressen, dein Kapital. Je weniger du bist, je weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast du, um so größer ist dein entäußertes Leben, um so mehr speicherst du auf von deinem entfremdeten Wesen.“
Mut macht mir …
die menschliche Einbildungskraft, die es uns erlaubt, über das Bestehende hinauszudenken, sich mit Gegebenheiten nicht abzufinden und Ideen hervorzubringen, die das Leben bereichern und die Kraft geben, innere und äußere Fesseln abzustreifen. Es ist die Macht der Worte, die Mut macht, weil sie Freiräume für das Denken und Handeln eröffnet und so die Verhältnisse nachhaltig verändern kann.
Foto: Dominik Alves
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