turi2 edition #20: Wie viel Mut braucht der Wandel, Nina Straßner?
17. Januar 2023
Schuhanzieherin: Mut ist die Währung, in der Gestaltungswille bezahlt wird, lässt Nina Straßner wissen. Die Global-Chefin der People Initiatives bei SAP spricht sich dafür aus, “in den Schuhen derjenigen zu laufen, die ganz anders sind als man selbst”. Wer dazu nicht bereit ist und es nicht wagt, sich auch mal unbeliebt zu machen, solle künftig keine Verantwortung tragen, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag in der turi2 edition #20.
Von Nina Straßner
Machen wir es kurz: Es wandelt sich alles auch ohne Sie. Der Wandel ist schon längst da und er hört auch nicht auf. Der Wandel ist das Perpetuum Mobile der Menschheitsgeschichte. Die Evolution und auch Sie selbst, vom ersten Atemzug bis zum letzten, werden sich wandeln.
Sie können natürlich alles um sich herum geschehen lassen und in Ruhe abwarten, was der ganze Wandel mit Ihrer Umgebung, Ihrem Platz in der Welt, Ihrer Arbeit, Ihrer Partnerschaft, Ihrer Familie, Ihrem Kontostand oder der Zukunft unseres Planeten macht. In dem Moment, in dem Ihnen eine Veränderung nicht gefällt, können Sie sich entweder Ihrem Schicksal ergeben und schlafen gehen – oder Sie können etwas unternehmen und gestalten. Für Ersteres brauchen Sie ein sehr schlichtes Gemüt, für Letzteres immer dasselbe: Mut. Mal so wenig wie ein einziger Herzschlag und manchmal so viel, dass Ihr Herz fast zerspringt. Es braucht Mut, sich zu kümmern – um sich selbst, um andere und um das, was besser werden könnte.
Wenn man sich einbringt, wenn einem etwas nicht egal ist, dann hat man sich die Schuhe angezogen, die einem vor die Tür gestellt werden. Wer nicht weiß, wo der Schuh drückt und sich nicht traut, auch mal in den Schuhen derjenigen zu laufen, die ganz anders sind als man selbst, der wird nichts aufhalten, aber auch nichts erreichen.
Wer das nicht möchte – und das ist die bittere Wahrheit –, sollte uns nicht in die Zukunft führen. Wer nicht den Mut hat, sich auch mal dort unbeliebt zu machen, wo der eigene Ast abgesägt werden könnte, gestaltet keine Zukunft. Wer sich nie oder permanent genau dort hinstellt, wo der Gegenwind heftig bläst, ist entweder mutlos oder ein Querulant. Und wer immer gegen den Strom schwimmt, kommt nur da an, wo andere herkommen.
Wer den Wandel gestalten möchte, trifft mutige Entscheidungen, leitet den Strom um, macht Strom aus dem Strom und springt mutig rein, um anderen zu helfen. Schlafen können wir ja morgen.
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