turi2 edition #13: Felix Dachsel über Journalismus zwischen Boomern und Millenials.
5. Februar 2021
Millennials an die Macht: “Vice”-Chefredakteur Felix Dachsel will mehr junge Leute in Redaktionen sehen. Auch, weil sie aus seiner Sicht einen entspannteren Umgang mit subjektivem Journalismus pflegen. In seinem Gastbeitrag für die turi2 edition #13 fordert Dachsel ältere Kolleg*innen auf, zuzuhören, um vielfältiger zu werden. Sie können das Buch als kostenloses E-Paper lesen oder gedruckt bestellen.
Natürlich blickt anders auf diesen Job, wer seine Berufslaufbahn gerade erst gestartet und ein ureigenes Interesse am Überleben der Branche hat. Selbstverständlich hat es also einen negativen Effekt, wenn nicht genug Digital Natives an der Macht, die Redaktionen überaltert und voller Printosaurier sind. Medienhäuser müssen den Digitalisierungsschub aus 2020 unbedingt mitnehmen.
Millennials haben den besseren Radar für junge Themen: Hört ihnen zu, um vielfältig zu sein! Euer Publikum sollte nicht mit euch altern. Millennials haben einen entspannteren Umgang mit subjektivem Journalismus – auch der darf sich im Ich-allergischen Journalismus gerne verbreiten.
Millennials sind in ihrem Konsumverhalten sprunghaft, haben eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Das macht sie nicht zu schlechteren Lesern, sondern zu besseren Autoren. Sie wissen: Du musst fesseln, Rumlabern ist verboten. Der Konkurrent ist im Zweifel Netflix.
Millennials haben das Grundprinzip digitaler Kommunikation verinnerlicht: Sei nicht nur sendungsbewusst – sondern auch empfangsbereit. Sie tauschen sich auf Augenhöhe mit ihrem Publikum aus, machen Fehler und geben sie (im besten Fall) zu, weil sie keine Schande sind, sondern Ausweis von Experimentierfreude.
Da Millennials nur eine kriselnde, sich stets verändernde Medienwelt kennen, sind sie oft flexibler, wechselwilliger, spontaner und bereit, Strukturen permanent zu hinterfragen. Sie bleiben eher keine zehn Jahre an einem Ort. Von ihnen können ältere Kollegen lernen, dass die Begründung “Haben wir schon immer so gemacht“ nichts verloren hat im Journalismus. Und dass man niemals Machtansprüche ableiten sollte aus Dingen, die man mal in grauer Vorzeit geleistet hat. Gleichzeitig darf sich niemand in seinem Büro frühpensionieren, dafür ist unsere Aufgabe zu wichtig. Es gibt kein Recht auf Inspirationslosigkeit.