Welche Zukunft haben Journalist und Journalistin, Matthias Daniel?
8. Februar 2021
Zukunftsmusik: “journalist”-Chefredakteur Matthias Daniel findet unabhängigen Journalismus wichtiger denn je, sieht aber Verbesserungsbedarf. Es brauche “weniger Kurzatmigkeit und Schlagzeilen, stattdessen mehr Beharrlichkeit und Differenzierung”, schreibt er in seinem Gastbeitrag für die turi2 edition #13. Sie können den Text im kostenlosen E-Paper lesen oder das Buch gedruckt bestellen.
Es gibt Stimmen, die sagen: Journalist*innen sind nicht mehr so wichtig. Viele Medienhäuser sind ausgedünnt, Unternehmen bauen eigene Newsrooms und Kanäle auf, und dann sind da diese Influencer – wozu brauchen wir noch Redaktionen?
Ich bin davon überzeugt, dass Journalismus heute wichtiger ist denn je. Unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, das Funktionieren unserer Demokratie ist auf unabhängigen, seriösen und relevanten Journalismus angewiesen.
Aber wir müssen ein paar Dinge anders machen. Mehr Augenhöhe, mehr Transparenz, mehr Dialogbereitschaft. Journalist*innen sind nicht mehr Gatekeeper, aber sie können Einordner werden. Dafür braucht es weniger Kurzatmigkeit und Schlagzeilen, stattdessen mehr Beharrlichkeit und Differenzierung. Für die großen Themen unserer Zeit, Klimaschutz, Digitalisierung oder Energie, helfen Schwarzweiß-Antworten nicht weiter. Populismus erst recht nicht. Journalist*innen können diejenigen sein, die genau hinschauen, nachfragen und differenziert aufbereiten.
Genau das waren unsere Leitgedanken, alswir den “journalist“ 2020 neu aufgestellt haben. Wir wollen ein Magazin für Journalist*innen machen, in dem Debatten stattfinden. Unsere Sichtweise soll breit und offen sein, und dabei wollen wir auf Zwischentöne achten.
Im Januar 2021 wird der “journalist“ 70 Jahre alt. Eine große Tradition als DJV-Organ und Medienmagazin. Aber auch eine Traditionsmarke kann sich verändern. Eine unserer markantesten Neuerungen war, dass der “journalist“ jetzt auch “journalistin“ ist. Damit lösen wir nicht die Fragen der Geschlechtergerechtigkeit. Aber wir wollen ein kleines Zeichen setzen. Es gibt keinen Grund, unsere Branche klein zu reden. Aber ich glaube, es hilft, gelegentlich innezuhalten und zu fragen: Wie machen wir den Journalismus besser?