Wie verändert die Pandemie die Art und Weise, wie wir bauen, Anne Zuber?
1. Februar 2021
Schöner Wohnen: Für die Bauwirtschaft wird die Pandemie, wenn sie vorbei ist, nur ein Wimpernschlag gewesen sein, schreibt Anne Zuber in der turi2 edition #13. Für die Chefredakteurin des “Häuser”-Magazins von Gruner + Jahr ist die Transformation der Arbeitswelt, das Verschmelzen von privatem und professionellen Leben, das wichtigere Thema. Sie können den Text im kostenlosen E-Paper lesen oder gedruckt bestellen.
Erst einmal gar nicht. Auch wenn wir das Gefühl haben, dass dieser Zustand unerträglich lange dauert – irgendwann 2021 wird die Krise enden, und die Monate, in denen sie unser Leben bestimmte, in den langwierigen Prozessen der Bauwirtschaft nur ein Wimpernschlag gewesen sein. Ich habe ein paar Geschichten gehört von Architekturbüros, etwa in Brooklyn, die unter dem Eindruck des Lockdowns noch schnell ein paar mehr Balkone in ihr aktuelles Projekt eingeplant haben – doch das werden Einzelfälle bleiben.
Es sind ja nicht Pandemien, die das Bauen verändern. Sondern der Markt und die Gesetze, die ihn regulieren. Letztere macht die Politik, also wir alle. Die Frage sollte deswegen eher lauten: Hat Corona unsere Wohnbedürfnisse langfristig verändert? Und zwar so stark, dass sich daraus politischer Druck ergibt, der wiederum neue Normen und Regularien schafft?
Oder haben wir nur deshalb jüngst unserem Zuhause so viel Aufmerksamkeit geschenkt, Sofas gekauft, Räume gestrichen und Terrassen bepflanzt, weil uns nichts anderes zu tun übrigblieb? Ich wünsche mir, dass diese Sensibilisierung für die Bedeutung von Wohnqualität zukünftige Entscheidungen auch dann noch beeinflussen wird, wenn wir 2020 rückblickend schon zu einer idyllischen Zeit verklären. Weil ich fest daran glaube, dass die Gestaltung unserer vier Wände große Auswirkung auf unser Wohlbefinden hat. Dass ein gemischt genutztes Viertel die Lebensqualität erhöht und den sozialen Frieden fördert. Dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, in der Nähe seines Hauses Natur zu erleben.
Was unsere Häuser und Wohnungen auf jeden Fall verändern wird, ist die Transformation der Arbeitswelt, das Verschmelzen von privatem und professionellen Leben. Aber das wäre so oder so passiert. Die Pandemie hat nur auf die Fast-Forward-Taste gedrückt.