Kurz & KNAckig: Wie Trumps Politik die freien Medien an ihre Grenzen bringt.
6. März 2025
Der Kurs von US-Präsident Donald Trump schlägt hohe Wellen – hier in Deutschland genauso wie auf der anderen Seite des Atlantik. Steffen Grimberg, Leiter des “KNA Mediendienstes”, nimmt sich in unserer Medien-Kolumne “Kurz & KNAckig” die jüngsten Verwerfungen vor – von Axel Springer, wo Mathias Döpfner fleißig das Zurückrudern übt, bis zur “Washington Post”, wo künftig Meinungseinfalt herrscht.
Die Kolumne “Kurz und KNAckig” vom KNA Mediendienst erscheint alle 14 Tage donnerstags bei turi2. weitere Beiträge
von Steffen Grimberg, KNA
Donald Trumps Strategie , “America great again” zu machen – aka: sich und seinen Tech- und Fossil-Fuel-Buddys die Taschen voll –, geht mit einem populistisch-konservativen Weltbild par excellence einher. Wie sehr das die angestammte Weltordnung durcheinanderbringt, zeigt sich am Kurs von Axel Springer. Der Konzern und seine Medien sind auch nicht gerade für ihre Liebe zu Wokeness und linksliberalen Haltungen bekannt. Doch am Wochenende hat Konzernchef Mathias Döpfner höchstpersönlich in der “Welt am Sonntag” Trump regelrecht abgeschworen. “Viele Transatlantiker – auch ich – wollten in den letzten Wochen immer noch hoffen, dass hinter provozierenden Reden und Posts doch irgendwie ein konstruktives Konzept steht”, schrieb Döpfner: “Man muss Donald Trump zwar ernst nehmen, aber nicht wörtlich, lautete die Losung der Hoffnung. Diese Hoffnung ist zerstört. Trump meint, was er sagt.”
Mal sehen, ob nun auch das dritte Springer-Essential “Wir befürworten das transatlantische Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa” über die Wupper geht. Jetzt, wo Trumps Administration dieses Bündnis zugunsten der “Greatness” der USA aufkündigt oder zumindest radikal umdefiniert. Und gleichzeitig eine Politik fährt, die den von Döpfner immer bewunderten US-Leitmedien mehr und mehr die Luft abschnürt.
Die Weltagentur AP wurde aus dem Weißen Haus geschmissen, CNN bereitet sich intern längst auf ähnliches vor. Das jahrzehntelang bewährte Pool-System und die Autonomie der White House Correspondents‘ Association sind hin. Hierzulande käme das der Auflösung der Bundespressekonferenz gleich. Die “New York Times”, von Trump gerne mal als “Fake News Times” verspottet, hält so unabhängig wie unbeirrt dagegen. Bei der “Washington Post”, der anderen großen Stimme des journalistischen Gewissens der USA, hat Eigentümer Jeff Bezos mal eben den Fokus der zu vertretenden Meinungen massiv eingeengt. Getrommelt werden soll ab sofort für “persönliche Freiheiten” und “freie Märkte”. Die “Standpunkte, die diesen Säulen widersprechen”, soll die “Post” laut Bezos “anderen zur Veröffentlichung überlassen”.
Unter dem durch Amazon reich gewordenen Multimilliardär hatte sich die „Washington Post“ vor einigen Jahren den Leitspruch “Democarcy dies in Darkness” gegeben. Jetzt hat Bezos selbst das Licht ausgemacht.
Andere versuchen, sich durchzulavieren. Besonders abstrus ist hier der neue Kurs einer weiteren Ikone des US-Journalismus. Der “Los Angeles Times” hatte ihr Eigentümer, der Pharma-Milliardär Patrick Soon-Shiong – ähnlich wie Bezos der “Washington Post” – schon im November die geplante Wahlempfehlung für die demokratische Kandidatin Kamala Harris gestrichen. In der “LA Times” dürfen aktuell zwar durchaus noch Trump-kritische Kommentare erscheinen. Doch wie Soon-Shiong Anfang der Woche bei X mitteilte, gibt es die Gegenmeinung jetzt immer gleich unaufgefordert dazu.
Und die ist auch nicht geschrieben von Journalisten im Sinne eines Pro und Kontras. Sondern KI-generiert, ohne dass die “LA Times”-Redaktion diese Beiträge nochmals prüft oder überarbeitet. Die KI liefert auch eine klare “Einordnung” des menschlichen Meinungsbeitrags im politischen Spektrum – “Center Left” steht dann unter einem Kommentar mit dem Titel “Trump’s latest cruel attempt to ban transgender troops won’t survive without a fight”. Und die aufgelisteten “different views on the topic” referieren natürlich einen Pro-Trump-Kommentar in schönster Klarheit. Soon-Shiong sieht darin verharmlosend eine “Stimme und Perspektive für alle Seiten” und jubiliert: “Keine Echo-Kammern mehr!”
Doch. Und zwar jene eines autoritär-libertären Präsidenten, in der es – wenn es nach ihm ginge – nur noch aus einer Richtung zurückschallt.
Dieser Text ist Teil der neuen Kolumnen-Reihe “Kurz und KNAckig”, die alle 14 Tage erscheint. weitere Beiträge