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Kurz und KNAckig: Warum Wolfram Weimer “Digitalen Kolonialismus” falsch versteht.

16. Oktober 2025

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer verwendet den Begriff des “Digitalen Kolonialismus” falsch, urteilt KNA-Redakteurin Jana Ballweber mit Blick auf die Rede Weimers auf der Frankfurter Buchmesse. Dort hatte er das Abschöpfen von urheberrechtlich geschützten Inhalten durch KI-Konzerne als “Kolonialismus” bezeichnet. Ballweber kritisiert in unserer Kolumne Kurz und KNAckig, dass Weimer die rassistische Komponente und die Ausbeutung des Globalen Südens mit diesem Vergleich verkennt. Sie argumentiert, dass Digitaler Kolonialismus tatsächlich existiert, aber anders aussieht.

Die Kolumne “Kurz und KNAckig” vom KNA Mediendienst erscheint alle 14 Tage donnerstags bei turi2.
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von Jana Ballweber, KNA

Dass Wolfram Weimer zum Thema Kolonialismus ein eher komplexes Verhältnis hat, ist nichts Neues mehr. Das vor wenigen Wochen veröffentlichte Gedenkstättenkonzept aus seinem Haus spart diesen unschönen Teil deutscher Geschichte zum Beispiel einfach mal komplett aus. Und auch so manche Äußerungen des vorministralen Weimers warfen die ein oder andere Frage auf. Da bezeichnete er die Dekolonisation, also den Prozess, mit dem die unterdrückten Völker ihre Selbstbestimmung zurück erkämpften, als Ursache für das Ende der kulturellen Vorherrschaft Europas – und hielt das doch tatsächlich für bedauerlich.

Der Kolonialismus scheint Weimer also umzutreiben. Da ist es beinahe folgerichtig, dass er die Betrachtung auch in seine zunehmend drastische Rhetorik gegenüber US-amerikanischen und chinesischen Tech-Konzernen einfließen lässt. Beschworen hat Weimer den sogenannten digitalen Kolonialismus bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am Dienstag.
Da warnte er in mittlerweile gewohnter Manier vor der Macht von Big Tech, insbesondere beim Thema KI. Hier werden Weimer zufolge die (urheberrechtlich geschützten) Inhalte von Kreativschaffenden abgeschöpft – mithilfe des Data-Minings. Dieser Begriff suggeriere, dass KI-Unternehmen die digitalen Nachfahren von Bergbauunternehmen seien – mit der Lizenz, Rohstoffe abzubauen und weiterzuverarbeiten. Doch es handle sich gar nicht um Rohstoffe, so Weimer weiter, sondern um Texte, Bilder, Musik oder Filme. Und eine Lizenz hätten die KI-Konzerne im Gegensatz zu den Bergbau-Unternehmen auch nicht.

Nun ist selbst polemische Kritik an Big Tech sicherlich mehr als berechtigt. Sie aber mit kolonialer Ausbeutung in Verbindung zu bringen, wirft doch die ein oder andere Frage auf.
Wer im Verhältnis zwischen den USA und Europa von Kolonialismus spricht, verkennt die rassistische Komponente des Ausbeutungssystems. Die weißen Herren brachten den Landstrichen, die heute gerne als Globaler Süden bezeichnet werden, die Zivilisation, wofür die sich natürlich in großer Dankbarkeit mit unermesslichen Reichtümern erkenntlich zeigten – in Form von Rohstoffen und Sklaven. An dieses Narrativ glauben bis heute viele. Diese Dimension der kolonialen Vergangenheit (und Gegenwart) scheint Weimer nicht ganz begriffen zu haben, wenn er sie auf Tech-Konzerne und ihre Macht über Europa erweitert.

Das ist umso tragischer, weil es digitalen Kolonialismus tatsächlich gibt. Die digitale Revolution, insbesondere auch im Bereich KI, beruht auf Arbeit und Rohstoffen aus dem globalen Süden. Millionen Clickworker kämpfen sich jeden Tag stundenlang und ohne Betreuung durch psychisch belastende Online-Inhalte, um sie den Nutzern im Globalen Norden zu ersparen. Digitale Infrastrukturprojekte dienen weiterhin in erster Linie dem wirtschaftlichen Vorteil der investierenden Länder, nicht den Menschen vor Ort. Und Bergbau-Konzerne hinterlassen bei der Jagd nach Lithium oder Kobalt immer noch ähnliche Verwüstungen an Umwelt und Menschen wie im 19. oder 20. Jahrhundert bei der Suche nach Kautschuk oder Elfenbein – und zwar damals und heute mit einer ordnungsgemäßen Lizenz.

Einen besonders faden Beigeschmack erhielt Weimers Rede durch den Kontext. Ein wichtiger Teil der Frankfurter Buchmesse ist seit jeher das Gastland – in diesem Jahr die Philippinen. Die Inselgruppe im Pazifik ist ein Land mit einer schlimmen Kolonialgeschichte. Gleich vier Großmächte – Spanien, Großbritannien, USA und Japan – beherrschten das Land zeitweise und haben dabei Hunderttausende Menschen auf dem Gewissen. Bis heute belasten Konflikte das Land, die in der Kolonialzeit ihren Ursprung haben.

Die Opfer dieser perversen Form der wirtschaftlichen und politischen Bereicherung hätten es verdient, dass an prominenter Stelle an sie erinnert wird. Stattdessen entwertete Weimer ihr Leid mit einer Gleichsetzung, die keine andere Funktion erfüllen soll, als die Drastik einer selbstverschuldeten Abhängigkeit von US-Tech-Konzernen zu vermitteln.

Am selben Tag hatte Weimer sich mit Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen darauf geeinigt, Raubkunst aus der Kolonialzeit zurückzugeben. Man stehe in der Verantwortung, das Unrecht klar zu benennen und aufzuarbeiten, so Weimer. Mehr davon, will man ihm zurufen. Womöglich wäre es gar an der Zeit, koloniales Unrecht nicht erst Jahrzehnte später zu bedauern, sondern in seiner aktuellen digitalen Form heute zu adressieren. Vielleicht erklären sich Google und Meta aber ja auch in ein paar Jahrzehnten bereit, Weimer seine gestohlenen Daten per Fax zurückzuschicken.

Dieser Text ist Teil der Kolumnen-Reihe “Kurz und KNAckig”, die alle 14 Tage erscheint.
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(Bild: IMAGO / NurPhoto; Foto: KNA; Montage: turi2)

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