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Kurz und KNAckig: BDZV-Kongress zwischen Streicheleinheiten und Kampfansage.

18. September 2025

Von lieblich bis martialisch: Vom Kongress des BDZV in Berlin berichtet Steffen Grimberg über eine Journalismus-Branche auf internem Kuschelkurs. Ob mittlerweile “zärtlich” behandelter Konkurrenz-Verband, “Lieblingsfeind” ÖRR oder eigentlich abtrünniges Ex-Mitglied – für alle war auf der Veranstaltung Platz, beobachtet der Leitende Redakteur des KNA Mediendienstes in unserer Kolumne Kurz und KNAckig. Nach innen sollen die Reihen wohl geschlossen werden, nach außen wird dagegen nichts Geringeres als ein “medialer Krieg” ausgerufen.

Die Kolumne “Kurz und KNAckig” vom KNA Mediendienst erscheint alle 14 Tage donnerstags bei turi2.
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von Steffen Grimberg, KNA

Deutschlands Verlage haben in der Politik ja ein bisschen das Image als Nörgler und Quengler. Sie rufen nach Vertriebsunterstützung und Mehrwertsteuersenkung, wollen aber bloß keine direkte Presseförderung und sind sich darüber auch noch selten einig.

Doch davon war in dieser Woche beim alljährlichen Kongress des BDZV in Berlin nichts zu spüren. “Wir sind Möglichmacher, keine Bittsteller”, hieß es am Dienstag vielmehr ungewohnt selbstbewusst und offensiv. Die große (Regierungs-)Politik fand personell im Programm daher gar nicht erst statt. Im Vorjahr hatte noch der (damalige) Kanzler höchstpersönlich vorbeigeschaut und in bester Olaf-Scholz-Manier einen eher lauwarmen Impuls gesetzt.

“Wir sind der Verband, wir sind die Branche”, rief jetzt BDZV-Vorstandschef Matthias Ditzen-Blanke und wollte gleich auch die “Trennung aufheben zwischen Verlag und Redaktion”. Denn das neue journalistische Selbstbewusstsein, das “neue Narrativ” des BDZV zu formulieren, sei doch wohl eine “gemeinsame Aufgabe”.

Jein, möchte man da rufen. Natürlich sollten beide Seiten ungefähr ähnliche Vorstellungen davon habe, was sie redaktionell wollen. An der etablierten Arbeitsteilung zwischen geschäftsführender und journalistischer Arbeit lohnt es sich aber schon festzuhalten. Doch unabhängig davon: Der Impuls, sich wirklich mal geschlossen aufzustellen und der Politik in Sachen (Plattform-) Regulierung Beine zu machen, macht sehr tiefen Sinn.

Dafür steht auch die neue Frau im BDZV-Männervorstand. Die kommt von der “Nordwest-Zeitung” aus Oldenburg, sagt “Unabhängigkeit ist nur möglich, wenn wir uns zusammenschließen”, rät ihrer Branche dabei “nicht mehr nur mit Wattebäuschen zu werfen”, sondern die Politik “härter anzugehen” und heißt sehr passend Stephanie von Unruh.
Das mit dem Zusammenschluss ist für Unruh dabei wörtlich zu verstehen: Sollte das Kartellamt den Deal nicht in letzter Minute verhindern – wonach nichts aussieht – geht die Nordwest-Mediengruppe ja nun auch im großen Madsack-Reich auf.

Ähnliches läuft längst auch auf Verbandsebene. Selten wurde auf einem BDZV-Kongress so zärtlich von der Konkurrenz namens Medienverband der Freien Presse (MVFP) gesprochen wie an diesem Dienstagnachmittag. Am Abend nach dem “Theodor-Wolff-Preis” sah man dann MVFP-Vorsteher Philipp Welte im entspannten Gespräch mit BDZV-Geschäftsführer Jörg Eggers im Foyer des Tipis am Kanzleramt.

Sogar mit ihren Lieblingsfeinden vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk (und auch den Privatsendern) haben sich die Verleger getroffen und wollen jetzt an einem Strang ziehen. “Es gibt bei allen ein klares Bewusstsein, was zu tun ist”, sagte Ditzen-Blanke. Schließlich stehe man gemeinsam in einem “medialen Krieg gegen die Plattformen”, sekundierte Eggers mit reichlich Brachialrhetorik: “Es wird hart, es wird heftig. Aber es muss sein.”

Das scheint sich sogar als Erkenntnis in Essen durchgesetzt zu haben. Denn als später am Abend auch noch Funke-Verlegerin Julia Becker durch den Plüschtempel flanierte und gar nicht danach aussah, als hätte ihr Haus je den BDZV im Streit verlassen, lag mehr als nur ein Hauch Willy Brandt in der Luft: Wächst da Ende wieder zusammen, was zusammengehört?

(Foto: )

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