Mein Podcast-Tipp: Tom Junkersdorf über “Einfach mal Luppen”.
28. Mai 2022
Sendungsbewusst:Tom Junkersdorf, Ex-“GQ”-Chefredakteur und Gründer der Kommunikationsagentur Offscript, hört begeistert Einfach mal Luppen, den Podcast von Weltmeister Toni Kroos. Der zeige, wie “High Profile Personalities” selbst zum Sender werden. Medienmanagerinnen könnten sich daran ein Beispiel nehmen, dass “allein die Story entscheidet – nicht mehr der Absender”, meint Junkersdorf. Seine Hör-Empfehlung erscheint in der neuen Reihe Mein Podcast-Tipp, in der Meinungsmacherinnen der turi2-Community ihre Lieblings-Podcasts vorstellen.
Was ist mein Lieblingspodcast?
Neben den vielen Dailys ganz klar: Einfach mal Luppen von Weltmeister Toni Kroos, weil er mit seinem Podcast dokumentiert, dass wir “In the age of Superstars” leben. High Profile Personalities reicht es nicht mehr, interviewt zu werden, sie werden selbst zum Sender. Mit 33 Mio Followern auf Instagram und einem wöchentlichen Podcast hat Toni sein eigenes Kommunikations-Powerhouse aufgebaut. Respekt, wie er das schafft, alles selbst macht, jede Podcast-Folge im Hotel oder Mannschaftsbus akribisch vorbereitet – und gleichzeitig noch mit Real Madrid Meister wird und ins Finale der Champions League einzieht.
Wann und wo höre ich ihn?
Am liebsten im Flugzeug. Einchecken und einschalten. Auch wenn mich die Flugbegleiter:innen immer streng anschauen, wenn ich bei den Vorbereitungen zu Start und Landung meine Beats nicht absetzen mag: Aber nach tausenden Flügen weiß ich wirklich, was im Falle eines Druckabfalls in der Kabine zu tun wäre und wo die Schwimmwesten liegen, trust me…
Was lerne ich aus diesem Podcast?
Dass wir in einer redaktionellen Gesellschaft leben und Genre-Grenzen verschwimmen. Und dass A + A = AAA ist. Wenn Basketball-Legende Dirk Nowitzki etwas zu sagen hat, dann muss er sich in kein TV-Studio mehr setzen und auf das Wohlwollen einer Redaktion vertrauen. Er kann es seinem Freund Toni Kroos im Podcast erzählen, dass er seine Karriere besser schon zwei Jahr früher hätte beenden sollen, dass seine Füße dann auch nicht so kaputt gewesen wären und er mit seinen Kindern heute vielleicht schmerzfrei kicken könnte. Ein sehr persönliches Interview, das viele Journalisten gern geführt hätten – aber heute kaum noch bekommen. Denn Stars vertrauen Stars!
Wem aus der turi2-Community empfehle ich den Podcast?
Allen Medienmanager:innen, die gern über Pressefreiheit philosophieren, aber in Wahrheit nur ein tradiertes Meinungsverbreitungsmonopol verteidigen möchten, das Generationen von Verlagserben Wohlstand und Ansehen gesichert hat, weil sie einen exklusiven Zugang zu Druckerpressen oder Sendemasten hatten. Heute aber ist jedes Individuum Sender und Empfänger zugleich. Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit zwischen Medienhäusern, die sich keinen Journalismus mehr leisten können und Individualisten oder Brands, die sich das sehr bewusst leisten wollen, schafft eine nie da gewesene Unabhängigkeit. Allein die Story entscheidet – nicht mehr der Absender.
Welcher Podcast muss für mich noch erfunden werden?
“I’ll be back” – der Arnold-Schwarzenegger-Weltretter-Podcast. Bin schon dran :-). Bei allen Problemen (Ukraine-Krieg, Covid-Folgen) sollten wir bitte nicht vergessen, unseren Planeten zu retten.