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Was passiert, wenn die Zeitung stirbt? Vier düstere Prognosen – und eine hoffnungsvolle.

12. September 2024

Zombies statt Zusammenhalt: Zeitungssterben heißt das Gespenst, das umgeht im deutschen Blätterwald. Vor allem im Regionalen und Lokalen drohen blinde Flecken auf der Landkarte, Nachrichtenwüsten, die nicht mehr publizistisch beackert werden. In den USA ist es vielerorts schon so weit: In den vielen Landstrichen ohne Zeitung oder vergleichbares Lokalmedium lässt sich erforschen, welche Folgen es für eine Gesellschaft hat, wenn journalistische Informationsquellen fehlen. So weit muss man aber gar nicht in die Ferne schauen: Auch Studien aus dem deutschsprachigen Raum verheißen wenig Gutes. Anne-Nikolin Hagemann blickt auf fünf Vorhersagen für eine Zukunft ohne Zeitung.

1. Keine Lust auf Politik

Zwischen 2005 und 2020 ist gut ein Viertel der Lokalzeitungen in den USA verschwunden; 2025 könnte es ein Drittel sein. Jeder fünfte US-Amerikaner hat keinen oder wenig Zugang zu lokalen Nachrichten. Das hat Einfluss auf das Interesse an Politik: Wo wenig über lokale Politik berichtet wird, sinken die Bereitschaft, sich politisch zu engagieren und die Wahlbeteiligung. Das lässt sich nicht nur in den USA, sondern auch in Europa beobachten: Der Politikwissenschaftler Daniel Kübler konnte für die Schweiz nachweisen, dass umso weniger Menschen wählen gehen, je weniger Medien über lokale Politik berichten – und folgert: „Medienschwund bedroht die Demokratie“

2. Weniger Gemeinschaft – mehr AfD

In Nachrichtenwüsten verdurstet das Gemeinschaftsgefühl – das legt zumindest eine Studie aus den USA nahe: Befragte fühlen sich nach dem Ableben ihrer 99-Jahre alten Lokalzeitung weniger wohl in der Ortsgemeinschaft, kommen seltener zu gemeinsamen Festen zusammen und haben weniger Lust, sich ehrenamtlich für diese zu engagieren. „Life is harder“ ohne Zeitung, konstatiert einer von ihnen. Die Sehnsucht nach lokalen News bleibt – und wird dann eben anderswo erfüllt, wenn die Zeitung stirbt. Zum Beispiel in Social Media, wo sich Fakes und Panikmache unkontrolliert und ungeprüft verbreiten können. Ein Fest für Populisten, dies- wie jenseits des Atlantiks. Und so wundern die Ergebnisse einer Datenanalyse des Journalisten und Sozial­wissenschaftlers Maxim Flößer nicht: In Kommunen ohne Lokal­zeitung erzielte die AfD bei der Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg im Schnitt mehr Stimmen. Diese Tendenz blieb auch bestehen, wenn weitere Faktoren wie Arbeitslosenquote und Migrationsanteil herausgerechnet wurden.

3. Keine Kontrolle, kein Gewissen

Mit der Lokalredaktion stirbt auch deren Wächterrolle: keiner mehr da, der den Mächtigen auf die Finger guckt. Schließt eine Zeitung, so eine US-Studie, steigt vor Ort das Haushaltsdefizit und die Bereitschaft, das Geld der Steuerzahler zu verpulvern. Auch Konzerne wagen eher Gesetzesbrüche und Umwelt-Schweinereien: Ohne Lokalzeitung nehmen Wirtschaftskriminalität und Emissionen giftiger Gase zu, fanden Wissenschaftler heraus. Und vermuten: Die Dunkelziffer solcher Taten liegt noch viel höher – denn gibt es keine Zeitung, an die sich Whistleblower wenden können und deren Recherche- der Polizeiarbeit hilft, lassen sich solche Taten leichter unter den Tisch kehren.

4. Zombie-Apokalypse

Eine Zeitung ohne eigene Redaktion und unabhängige Journalisten ist praktisch tot. Wird sie aber aufgekauft und mit Inhalt bestückt von einer konkurrierenden Medienmarke oder gar aus Politik und Wirtschaft, existiert sie als Zombie in Zeitungshülle weiter, spielt eine lebendige Medien- und Meinungsvielfalt vor, die es nicht gibt. Die Folge: Vertrauensverlust in lokalen Journalismus – und eine Beschleunigung des Zeitungssterbens, wie die Medien­wissenschaftlerin Katrin Assmann warnt, die die Zeitungs­landschaft in Thüringen und Nordrhein-Westfalen mit der in den USA vergleicht. Vor einer „Zombie-Apokalypse“ warnt auch Reporter:in und Sozial­wissenschaftler:in Sonja Gerlings für das „European Journalism Observatory“ EJO: Schreiten die Nachrichten­wüsten in Europa weiter voran, fördere das die Polarisierung und schwäche die Demokratie.

5. Neues Leben

Wie die Wüsten in Deutschland wachsen, wenn Zeitungen sterben, und welche Folgen das für die Gesellschaft tatsächlich haben kann, untersucht gerade die Studie „Wüstenradar“ der Hamburg Media School in Kooperation mit Netzwerk Recherche und Transparency Deutschland. Klar ist schon jetzt: Die Nachrichtenlücke, die durch einen Zeitungstod entsteht, wird gefüllt – die Frage ist, von wem. Damit nicht Populisten, Lobbyisten oder einfach das Hörensagen die Rolle der Regionalzeitung weiterspielen, braucht es innovative journalistische Projekte, die die Nachrichtenwüste wieder erblühen lassen. Beispiele dafür gibt es bereits einige, etwa RUMS in Münster, karla am Bodensee, die Relevanzreporter in Nürnberg oder VierNull aus Düsseldorf. Gemeinsam haben die Zeitungsalternativen mit den klassischen Zeitungsmarken die Sorge ums Geld: Abomodelle und Förderung durch Stiftungen reichen oft nicht. Staatliche Unterstützung wird seit Jahren diskutiert, aber nicht umgesetzt. Eine weitere Möglichkeit wären Gründungszuschüsse, argumentiert Table-Media-Gründer Sebastian Turner im Spiegel. Auch eine Vernetzung der Journalisten untereinander, auf die etwa CORRECTIV-Lokal setzt, kann dazu beitragen, Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt bleibt abzuwarten, wie die KI beim Sparen ohne Sterben helfen kann.

(Headerfoto: Imago / Friedrich Stark; Trauermarsch und Kranzniederlegung mit Mitarbeitern und Lesern der “Westfälischen Rundschau” anlässlich der Schließung der Lokalredaktion im Februar 2013)

Dieser Text ist Teil der Themenwoche Zeitungen bei turi2.
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