Wie schaffen wir es, dass uns der Job nicht krank macht, Ines Räth?
4. März 2023
Räth zur Unterstützung: Arbeitgeber haben eine Verantwortung für die mentale Gesundheit ihrer Angestellten, urteilt Ines Räth. Nehmen Unternehmen diese wahr, entsteht “eine Win-win-Situation”, da Beschäftigte gesundheitlich gestärkt werden und besser performen. Wichtig findet die Gründerin von Nilo Health auch “eine bewusste Entstigmatisierung und offene Kommunikation” zum Thema, da allein diese schon das Stresslevel senke und die Leistungsfähigkeit erhöhe.
Von Ines Räth
Natürlich müssen Menschen auf sich selbst Acht geben und ein Gefühl dafür entwickeln, was ihnen gut tut. Die Verantwortung für unser Wohlergehen endet jedoch nicht bei uns selbst. Arbeitgeber sind ebenfalls dafür zuständig, die physische, aber auch die mentale Gesundheit der Angestellten zu gewährleisten. Deswegen beschäftigen sich Unternehmen zunehmend mit dem Thema mentale Gesundheit. Das ist ein Trend, der über die letzten Jahre zu beobachten ist und sich laut führenden Unternehmen fortsetzen und beschleunigen wird.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. So lassen sich in jüngeren Generationen vermehrt psychische Belastungen beobachten. Ein offenerer Umgang führt hier außerdem zu einer zunehmenden Erwartung, Unterstützung durch den Arbeitgeber zu bekommen. Erste Studien zeigen zudem, dass die zunehmende Dynamik und technische Veränderung am Arbeitsplatz eine neue Belastung für Mitarbeitende darstellt.
Für Unternehmen und Beschäftigte bedeutet das Investment in die mentale Gesundheit eine Win-win-Situation. Firmen, die den Zugang zu psychologischer Unterstützung erleichtern und am Arbeitsplatz in einer Weise eingreifen, die das Wohlbefinden verbessert, helfen nachhaltig der Gesundheit der Mitarbeitenden. Dies wirkt sich positiv auf die Performance aus und stützt so den Unternehmenserfolg.
Für eine erfolgreiche Strategie setzen Unternehmen auf unterschiedliche Initiativen. Grundlage bilden häufig Umfragen mit Hilfe von Fragebögen zur Messung von Wohlbefinden und Stressoren. Dies erlaubt Unternehmen, den Status ihrer psychischen Gesundheit mit Anderen zu vergleichen, Verbesserungspotentiale zu erkennen und Veränderung zu messen.
Ein wichtiger Bestandteil ist außerdem eine bewusste Entstigmatisierung und offene Kommunikation. Eine Studie von Accenture ergab, dass bei 81 Prozent der Befragten, die am Arbeitsplatz offen über ihre psychische Gesundheit sprechen konnten, das Stresslevel sank und sich mehr Selbstvertrauen und eine höhere Leistungsfähigkeit einstellte. Indem Unternehmen offen über mentale Gesundheit sprechen, bieten sie Mitarbeitenden die Möglichkeit, Belastungen frühzeitig anzusprechen und für Entlastung zu sorgen.
Viele Unternehmen arbeiten häufig mit externen Anbietern wie Nilo Health, um Mitarbeitenden Zugang zu evidenzbasierten Übungen wie Mindfulness oder 1-zu-1 Unterstützung durch PsychologInnen und Therapeutinnen zu bieten.
Bei der Entwicklung eines gesunden Arbeitsplatzes kommt den Führungskräften eine zentrale Rolle zu. Erst kürzlich hat Forbes berichtet: “Your Manager has a bigger impact on your mental health than your therapist.” Positive Führung kann sich genauso positiv auf die mentale Gesundheit der Teams auswirken, wie sich ein negativer Stil negativ auswirken kann.
Dieser Beitrag erscheint in der Themen-Woche Future of Work bei turi2, in der wir auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen der Arbeitswelt schauen.