Blattkritik: Michael Schaper, “Geo Wissen”, über “People”.

Schaper Blattkritik People

Michael Schaper, Chefredakteur Geo Wissen, hat die ersten vier Ausgaben der deutschen People gelesen: “Ich bleibe skeptisch” – und “Bunte”-Fan.

 
Das Konzept:
Das deutsche People will ein Premiumprodukt sein, gibt sich bewusst seriös. Keine Geissens, kein Bachelor, kein “Germany’s next Top Model”. Texte, Bilder und Layouts sollen weniger trashig sein als die von vielen Mitbewerbern im unteren Preissegment – übrigens auch als die im US-Original. Man setzt auf das “Vertrauen” der jeweils vorgestellten Prominenten, sprich: kein unerlaubter Klatsch, nix Böses. Stattdessen Übernahmen von “exklusiven” Stories aus den USA mit den üblichen Verdächtigen: Jennifer Lopez, Celine Dion, Christina Aguilera. Das wird ergänzt um die zu erwartende Melange aus Geschichten über Royals, Hollywood, deutsche Prominente (Lena Gerke, Matthias Schweighöfer), über Bücher, TV und Filme sowie die anzeigenrelevanten Themenbereiche Beauty, Travel und Food.

 
Die Umsetzung:
Auf den ersten Blick etwas höherwertig als “Closer”, “InTouch” & Co, aber unterhalb von “Gala” und “Bunte” positioniert. An die Vielzahl der eingesetzten Schriften (ich habe sieben gezählt, sowie Dutzende von verschiedenen Schnitten, zum Teil sechs verschiedene auf einer Seite), die schräg gestellten Überschriften, die Rahmen, Schatten und anderen Gimmicks muss man sich erst einmal gewöhnen.

 
Trotz dieses layouterischen Halligalli wirken manche Doppelseiten kurioserweise langweilig; das liegt daran, dass journalistisch so wenig auf ihnen passiert. Muss ich wirklich über drei Fotos verfolgen, wie Eva Longoria in ein Auto steigt? Oder wie Chris Hemsworth surft? Dem Redaktionskonzept “Wir wollen das Vertrauen der Promis nicht enttäuschen” folgend lesen sich alle Texte wie auf Knien geschrieben.

 

Die Autoren verneigen sich tief vor den Protagonisten, praktisch alle Geschichten und Bildunterschriften wirken so, als hätte sie der PR-Berater des jeweiligen Stars übers Telefon diktiert. Überraschend viele handwerkliche Mängel: Da fehlt in einer Travelstory der gesamte letzte Absatz, da sind Umbrüche verrutscht, werden Rubrikentitel vergessen, sind Textelemente nicht eindeutig den Bildern zuzuordnen.

 

Der Lesespaß:
Das Heft präsentiert sich neben seiner kostengünstigeren und lauteren Konkurrenz vergleichsweise seriös – aber leider (darf ich offen sein?) auch ziemlich langweilig. Zum People-Geschäft gehört nun mal die kleine gemeine Story, gehört das unfeine Detail, das der XY-Promi unbedingt unterdrücken will. Und auch wenn ich auf den Bachelor gut verzichten kann, so finde ich den Ausschluss eines Calle von Bismarck (der eigentlich alle zwei Wochen eine Geschichte wert ist) sowie den Verzicht auf Cora Schumachers Eheprobleme in hohem Maß bedauerlich.

People 600

Fazit:
Ich bin skeptisch, dass dieses Konzept aufgeht. Und wie man hört, sollen die ersten Ausgaben trotz hohen Werbedrucks Remissionsquoten von über 80 Prozent gehabt haben. Ich bleibe “Bunte”-Fan (allein schon deshalb, weil die mich bei Calle und Cora nie im Stich lassen).