Blattkritik: Peter Böhling, Chefredakteur “Clap”, über “Cicero”.

Clap-Chefredakteur Peter "Bulo" Böhling liest "Cicero" und findet's "furztrocken" aber gut illustriert. (Foto: "Clap"/Alexander von Spreti)

Clap-Chefredakteur Peter “Bulo” Böhling liest Cicero und findet’s “furztrocken” aber gut illustriert. (Foto: Clap/Alexander von Spreti)
 
Zunächst einmal sei an dieser Stelle Herrn Brandhofer gedankt, meinem damaligen Lateinlehrer. Denn seit dessen phänomenalem Improvisations-Comedy-Unterricht vor 30 Jahren weiß ich: Die klassische Aussprache von “ci” und “ce” lautet “ki” und “ke”. Den “Kikero” also soll ich mir vornehmen. Wahrscheinlich nur deshalb, damit ich als “Branchenkarikaturist” (wie mich die Turis ja meist zu lapidarisieren versuchen) die Illustrationen im Magazin lobe – was ich später auch noch brav tun werde.
 
Doch vorab Kritik, Herr Chefredakteurs-Kollege Schwennicke: Der Erscheinungstag geht gar schon mal gar nicht! Denn als ich mich am Mittwoch Abend voller Elan auf den Tretroller schwang, um noch vor Kioskschluss Ihre neueste Ausgabe zu ergattern, musste mich der Zeitschriftenhändler meines Vertrauens auf Donnerstag vertrösten. Also griff ich enttäuscht und durchgeschwitzt zum aktuellen “Wickie”-Heft, um wenigstens meinen Jüngsten mit Lektüre zu versorgen. Und wahrscheinlich hätte ich besser diese studieren sollen als Ihr Magazin.
 
Nicht falsch verstehen! Ich sage das nur, weil ich mir schon beim Durchblättern des “Kikero” (je öfter man das sagt, desto mehr Spaß macht es im Ohr, finden Sie nicht?) … weil ich mir also schon beim Durchblättern so unheimlich doof vorkomme: Lauter Menschen, die ich nicht kenne. Oder die ich nicht mag. Oder die ich kenne und nicht mag. Halt, stimmt nicht, da ist eine Geschichte über US-Schauspielerin Naomi Watts … ach nee, nur die bräsige SPD-Schwesig – aber fotografiert wie ein Hollywoodstar. Egal. Weiter …
 
Hier also was über Lobbyismus in der Landesvertretung. Da geht es um aufgeklärte Zeitgenossen, die ihren Frust in Witzen verstecken. Und im “Salon”-Ressort erfahre ich, dass die Kurve des Lungenvolumens von Schriftsteller Claude Cueni aussieht wie der Börsenkurs von Blackberry. Was wohl Namensgeber Marcus Tullius Cicero dazu gesagt hätte? Vermutlich so was wie “Me lasset in pace cum diesem circum verbalum!” Na gut, dann les ich sie halt doch, die Titelgeschichte über Papa Franz, die Sie im Editorial so kampfeslustig anpreisen. Damit ich auch schön mitdebattieren kann. Ansprechend visualisiert, übrigens. Kompliment!
 
Und da wären wir auch schon bei dem, was es im Heft zu loben gilt: Es kommt aufgeräumt daher und ohne übertriebenen Optik-Firlefanz aus. Es ist eindeutig und zeigt mir sofort, wo ich jeweils bin – auch wenn es mir dort nicht überall gefällt. Aber ich kann ja weiterblättern, um immer wieder auf Seiten zu landen, die mich mit einem Detail festhalten und ab und zu sogar fesseln. Meist – wahrscheinlich haben Sie es vermutet, Herr Kollege – ist das Namen wie Hauck, Bauer, Mohr oder Sakurai zu verdanken, um nur einige der von mir geschätzten Karikaturkollegen zu nennen, die Ihr Magazin auszeichnen.
 
Was können wir daraus lernen (so wollen die Turisten ja immer als versöhnlichen Schlussatz wissen)? Dass wir froh sein können über verspielte bis egomane Ausdenker wie Wolfram Weimer, die sich etwas in den Kopf und dann in die Tat umsetzen. Dass es Blattmacher wie Sie, Schwennicke, braucht, die so ein Erbe dann mit viel Ehrgeiz und eigenem Stil fortführen. Und dass es zum Glück nicht nur Typen wie mich gibt, denen die Grundstimmung des “Kikero” mitunter zu furztrocken und elitär vorkommt.
 
So, und jetzt mal schauen, ob der Schreckliche Sven es schafft, Halvar und seine Mannen einzuholen …
 
Im Reigen der Blattkritiken erschienen bisher folgende Beiträge:
Christoph Schwennicke am 26.4.2015 über “Kontext”.
– Josef-Otto Freudenreich am 19.4.2015 über die “B.Z.”.
– Peter Huth am 11.4.2015 über “Geo Wissen Gesundheit”.
Michael Schaper am 4.4.2015 über die deutsche “People”
 
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