Blattkritik: Volker Schütz, Chefredakteur “Horizont”, über “t3n”.

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Volker Schütz nimmt das Digital-Magazin t3n auch dann zur Hand, wenn er nicht von turi2 den Auftrag bekommt, eine Blattkritik zu verfassen. Der Chefredakteur des Werbe- und Medienfachblatts Horizont outet sich als echter Fan von t3n, auch wenn ihm manche Texte zu nerdig sind.

Nicht Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt, nein, ausgerechnet Hannover ist Geburtsstätte und Heimat eines der interessantesten publizistischen Projekte der vergangenen zehn Jahre, zumindest, wenn es um digitale Themen geht. Die Rede ist von “t3n”. Hinter dem kryptischen Titel verbirgt sich ein multimediales Produkt mit vierteljährlich erscheinendem Fachmagazin, informationsreicher Website und einer Verankerung in sozialen Medien (Facebook, Twitter, Instagram und Whatsapp) von der viele etablierte Verleger nur träumen.

Gegründet von den Studenten Martin Brüggemann, Jan Christe und Andreas Lenz im August 2005 als Projekt rund um das Open-Source-CMS Typo 3 (“t3n”=Typo 3 News), richtet sich “t3n” inzwischen an die komplette vielschichtige Schar der “digital pioneers” (so der Untertitel) aus Agenturen, Unternehmen, aber auch Medien.

Die Website ist klar und funktional designt. Das Heft ist vielfarbig, aber nicht schrill oder hochglänzend-oberflächlich wie Konkurrent Lead. Es ist nicht Old School wie c’t oder Internet World Business, sondern wirkt ziemlich frisch, was nicht nur daran liegt, dass die Leser notorisch geduzt werden.

Digital erleichtert in vielen Bereichen das Leben der Menschen. Für Journalisten, Marketeers, Media-Spezialisten und Kreative dagegen scheint es immer komplizierter zu werden. Die “t3n”-Kollegen machen, was gute Fachjournalisten machen: Sie sortieren das Wichtige vom Unwichtigen, vermitteln Trends, besetzen Themen und schaffen Community. Deshalb sind Magazin und Digital-Auftritt nicht nur für Nerds interessant.

Man muss nicht alles verstehen, was unter dem Label publiziert. Die “8 CSS-Tricks” in Ausgabe 41 interessieren mich nicht. Nicht nur, weil ich nicht weiß, was eine “Border-Radius-Eigenschaft” ist. Und der “Einsteiger Guide Fintech-APIs” ist definitiv nix für Journalisten, sondern dann doch für die Schrauber und Entwickler in den IT-Abteilungen und -Garagen.

Dafür sollte ich als Digital-Journalist aber halbwegs Bescheid wissen, wie Apple, Samsung & Co dem Mobile Payment zu neuem Schwung verhelfen. Auch das ist nämlich Thema derselben Ausgabe. Und die Analyse, in der Jubiläumausgabe im Quartal zuvor, ob Share Economy nun Heilsbringer oder Kapitalismusfalle ist, hat meine subjektive Begeisterung über Uber und AirBnB ins Wanken gebracht – zumindest kurzzeitig.

Fazit: Für den, der wissen will (und muss), wo es im Digitalen langgeht (wer muss das heute nicht?), ist “t3n” ein #mustread: Bunt, informativ, abwechslungsreich und jedes Mal mit einer neuen Überraschung im Gepäck.

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Bisher wurden folgende Titel einer Blattkritik unterzogen: 11 Freunde, art, auto motor und sport, B.Z., chrismon, Cicero, Clap, c’t, Donna, Enorm, Euro am Sonntag, Fit for Fun , Gala, Geo Wissen Gesundheit, Kontext, Merian, National Geographic, People, ramp, Playboy, ramp, Séparée, Sneaker Freaker, Spektrum der Wissenschaft, t3n, Vice, Walden, Women’s Health, Zeit-Magazin.

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