Gruner + Jahr verreist jetzt doppelt in Sonnengelb.

Reisemagazine gelb 600Gruner + Jahr bringt den “National Geographic Traveler”, das “meistgelesene Reisemagazin der Welt”, nach Deutschland. Problem nur: Das Magazin gibt es hier seit über 25 Jahren – als “Geo Saison”.

Go yellow: Am Freitag kommt der National Geographic Traveler erstmals in Deutsch an den Kiosk. Für 5 (später 7,50) Euro wollen uns Gruner + Jahr und Chefredakteur Florian Gless, nebenher auch Chef von National Geographic und PM Magazin, alle drei Monate “zu den schönsten und aufregendsten Ecken des Planeten” führen.

Der “National Geographic Traveler” (übrigens amerikanisch mit einem L und nicht wie bei den Briten mit LL) erscheint im üblichen gelben Rahmen – und da fängt das Problem an. In Deutschland gibt es seit Jahrzehnten ein solches Magazin: Geo Saison. Ebenfalls von Gruner + Jahr, und über die Mutter “Geo” auch mit dem US-Vorbild National Geographic verwandt. “Geo Saison”-Chefredakteur Lars Nielsen denkt gar nicht daran, einen Fußbreit Reiseland an die Kollegen abzugeben. Im Juni-Heft reklamiert Nielsen im Editorial die “Grundidee, die Welt zu entdecken” für “Geo”. Nielsens “Leidenschaft fürs Entdecken” schickt die Leser auf eine Reise ins Hochland von Papua-Neuguinea, nach Angabena, einen der letzten Flecken der Erde, “zu denen Google Maps vermerkt, es könne ihn nicht finden”.

Gless hält dagegen: Wünscht seinen Lesern “ein wenig Abenteuergeist” und führt sie zu “Europas betörenden Küsten”, in die “schönsten Nationalparks der USA”, in “Kenias verlorenes Paradies”, ins “trotzige Tel Aviv” und auf “Spurensuche in Mexiko”. Sogar mit weißen Haien soll der Leser tauchen, geschützt allerdings von einem Metallkäfig. Da passt es, dass im üppig ausgestatteten Inseratenteil die HanseMerkur ihre Reiseversicherung als “zuverlässige Begleitung” preist, atmungsaktive Wanderschuhe und US-Nationalparks werben. Dank der fetten Anzeigen und der wirklich staunenswerten Fotos aus dem Archiv der US-Mutter dürfte der deutsche “National Geographic Traveler” ein Erfolg werden. Zumal vierteljährliches Erscheinen kein allzu scharfer Rhythmus ist.

Eine persönliche Anmerkung noch: Lieber Florian Gless, in Ihrem Editorial behaupten Sie “Nichts ist aufregender als das Woanders!” und fordern mich auf: “Reisen müssen Sie jetzt selbst.” Einspruch! Genau dafür hab’ ich ja Ihre Zeitschrift. Ich bin bekennender Reisemuffel und habe mit vier Kindern und einem Branchendienst gleich fünf gute Gründe zuhause zu bleiben (und den Lieblingsspruch meines Vaters “Zuhause ist es am schönsten”). Die allgemeine Lebenserfahrung lehrt: Auf Bildern ist der Eiffelturm/das Taj Mahal/der Yellowstone Park sowieso schöner als in Wirklichkeit. Aber: Falls ich doch mal Reisepläne hege, schau ich vorher in Ihr Blatt. Versprochen!
presseportal.de, “National Geographic Traveler” (Paid), “Geo Saison” (Paid), US-Ausgabe (Paid)