Gruner ohne Jahr – und ohne Rückversicherung.

Thomas Rabe Bertelsmann Bad news aus Gütersloh: Gruner + Jahr wird eine reine Bertelsmann-Dependance und verliert im Zuge eines Ausverkaufs – und entgegen wiederholter Dementis – die Gesellschafterfamilie Jahr. Diese galt vielen als Garant verlegerischer Ambitionen und Traditionen, doch die Rückversicherung gegen allzu rigide Schrumpf- und Sparpläne aus Gütersloh fällt nun weg. Der Weg zu einem (Teil-)Verkauf von Gruner + Jahr ist somit frei – auch wenn dieser selbstverständlich zunächst einmal dementiert wird. Die Worte von Bertelsmann-Vorstand Thomas Rabe, der in der Übernahme “ein weiteres klares Bekenntnis zum Journalismus” sieht und verspricht, G+J werde bei Bertelsmann künftig “eine noch wichtigere Rolle spielen“, sind jedenfalls mit äußerster Vorsicht zu genießen. Strategien und Köpfe ändern sich schnell dieser Tage beim verunsicherten Medienriesen Bertelsmann. Die Enkel-Generation von Gründer John Jahr jedenfalls hat sich nach über 45 Jahren fürs Kassemachen und gegen das Verlegerdasein entschieden: In bar kassiert sie eine ungenannte, vermutlich hoch dreistellige Mio-Summe. Vom Tisch ist damit der Plan, die G+J-Anteile gegen 4 oder 5 % an Bertelsmann zu tauschen. Die Jahrs ziehen offensichtlich Investitionen in Immobilien und Co vor. Dem Verlagshaus Gruner + Jahr, das weiter ihren Namen trägt, werden die Jahr-Enkel nach Aussage von Holding-Sprecher Winfried Steege “emotional verbunden bleiben” – das klingt wie Hohn für die G+J-Mitarbeiter, deren Leben mit dem Durchgriff aus Gütersloh so viel schwerer wird.
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