“Es gibt einfach mehr als diesen verkürzenden Pro- und Kontra-Bullshit.” Caren Miosga zieht Halbzeit-Bilanz ihres Sonntagstalks.
9. Juli 2024
Zu Tisch, bitte: Im Januar ist Caren Miosga angetreten, den Polittalk am Sonntagabend neu zu erfinden – mit weniger Streit und mehr vertieften Gesprächen. Nach 15 von 30 für 2024 geplanten Folgen zieht die Journalistin im Interview mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow Halbzeitbilanz. “Mir geht es darum, dem immer aggressiver und gehetzter auftretenden Diskurs eine Tonalität entgegenzusetzen, die Zwischentöne zulässt”, sagt Miosga. Ihr sei es genauso wichtig, über die Strategie und die Kommunikation von Politik zu sprechen wie über die Politik selbst. Ihre viel kritisierte Entscheidung, AfD-Chef Tino Chrupalla einzuladen, verteidigt die Talkshow-Gastgeberin: “Seine Reaktionen, wenn man ihn dauerhaft angreift und unterbricht, haben wir alle schon oft gesehen. Ich glaube, dass unser Gespräch ihn durchaus anders gefordert hat und er sich auch deshalb erstmals in dieser Form von seinen Spitzenkandidaten distanzieren musste.” Sie betont auch, dass trotz des freundlichen Tons alle kritischen Fragen gestellt wurden und sagt, wen sie nicht einladen würde. Weitere Themen des Gesprächs sind die Social-Media-Strategie des Polittalks und Miosgas Umgang mit Medienkritik.
Frau Miosga, wir sprechen in der ersten Woche Ihrer Sommerpause miteinander. Haben Sie schon auf Erholung geschaltet?
Noch nicht. Die Anspannung der vergangenen Wochen war – im positiven Sinne – so hoch, dass wir, glaube ich, alle einen Moment länger brauchen als drei Tage, um das Adrenalin loszuwerden.
Sie haben Anfang der 00er Jahre das Medienmagazin “Zapp” moderiert. Spätestens seit Ihrer Moderation der “Tagesthemen” sind Sie selbst Gegenstand des Medienjournalismus und der Medienkritik. Auch über Ihre Talkshow wurde und wird viel geschrieben. Fühlen Sie sich angemessen behandelt?
Ja. Aber das ist grundsätzlich etwas, woran ich mich gewöhnen muss. Für die “Tagesthemen” gab’s auch viel Aufmerksamkeit, aber diese betraf viel mehr die Sendung als die Moderatoren. Jetzt heißt die Sendung so wie ich, und alles fokussiert sich logischerweise auch auf mich, und das ist für mich in dieser Dimension neu. Was die Kritik selbst angeht, kann ich sagen, dass ich die Kommentare der allermeisten schreibenden Kolleginnen und Kollegen, ob sie nun positiv oder negativ waren, als konstruktiv wahrnehme. Das ist in den sozialen Medien anders. Bei X gucke ich nach der Sendung inzwischen nicht mehr rein, weil da so viele Trolle unterwegs sind, es gibt massive Beschimpfungen nur um der Beschimpfung willen. Das muss ich mir nicht geben, aber vieles andere lese ich und empfinde ich als wertschätzend, auch wenn es mal negativ ist. Wir sind noch ein sehr junges Format, und wir lernen jede Woche dazu.
Ich habe mal eine Kritik herausgesucht, die konstruktiv, aber doch recht hart ist: Der Medienjournalisten-Kollege Joachim Huber hat im “Tagesspiegel” gefragt, ob die Sendung vielleicht “besser ins Programm von Phoenix, wo ein aufgeklärtes Publikum für weitere Aufklärung über Politikerin Y oder Politiker X zu gewinnen ist”, passt. Und er mutmaßt: Der Talk braucht “ein Spannungs-, Erregungs- und Attraktivitätslevel wie der vorausgehende ‘Tatort'”.
Da muss ich zuallererst sagen, dass Joachim Huber seine These bedauerlicherweise auf einer falschen Behauptung aufbaut. Das hieße ja, dass unsere Sendung nichts für ein breites Publikum ist. Unsere Sendung hatte aber im ersten halben Jahr im Schnitt 3,2 Millionen Zuschauer, damit sind wir sehr zufrieden. Zudem bekommen wir viele Rückmeldungen, dass die Menschen gerade die andere Gesprächsatmosphäre unserer Sendung ohne dauerhafte Erregung wirklich schätzen. Natürlich brechen wir dabei mit Sehgewohnheiten, aber das war uns bewusst. Wir wollten bewusst diesen Weg ausprobieren und wollen ihn auch weiterhin verfolgen. Dass uns dabei von Beginn an so viele Menschen zuschauen, empfinde ich als großes Kompliment und Anerkennung.
Die Tonalität Ihrer Sendung ist schon eine ganz andere, weniger konfrontative als bei den Vorgängerformaten seit 1998. Vielleicht ist es ja das, woran sich das Publikum gewöhnen muss?
Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nicht antrete, um eine Wettkampfarena oder eine neue Auflage des “Heißen Stuhls” zu moderieren. Mir geht es darum, dem immer aggressiver und gehetzter auftretenden Diskurs eine Tonalität entgegenzusetzen, die Zwischentöne zulässt. Das reine Duell zwischen Schwarz und Weiß lässt zu wenig differenzierte Gedanken zu. Und ich freue mich, wenn es uns gelingt, diese differenzierteren Gedanken aufleuchten zu lassen. Auch, weil ich glaube, dass wir die Zuschauer nicht unterschätzen sollten. Es gibt in einer Diskussion einfach mehr als diesen – Verzeihung – verkürzenden Pro- und Kontra-Bullshit.
Bei Ihrer letzten Sendung zur Europawahl fand ich den Krawall-Level schon fast wieder da, wo ich ihre Vorgängerformate gesehen habe.
Ja, Wahlabende sind in dieser Hinsicht noch mal etwas Besonderes. Da sind viele der Protagonisten emotionaler und auch krawalliger, und ich finde trotzdem, dass Kevin Kühnert in unserer Sendung viel Selbstkritik zugelassen hat, auch wenn er von Jens Spahn wie üblich angegriffen wurde.
Streit-Zeit: Direkt nach der Europawahl treffen bei “Caren Miosga” Kevin Kühnert und Jens Spahn aufeinander und erhöhen den Krawall-Level der Sendung deutlich.
Wobei ich Jens Spahn in einem Setting wie Ihrem noch mal etwas anders populistisch wahrnehme, als wenn er unwidersprochen allein auf einer Bühne steht.
Das ist ja das Interessante: Wenn Herr Spahn mal nicht an einem Wahlabend in die Sendung käme, würde ich gern genauer besprechen, wie er aktuell kommuniziert. Es gibt in der CDU-Führung ja augenscheinlich eine Arbeitsteilung: Auf der einen Seite steht Friedrich Merz, der in jüngster Zeit erkennbar staatsmännischer auftritt. Auf der anderen Seite sehen wir Carsten Linnemann und Jens Spahn, die gerade alles mit scharfem Pfeffer würzen. Um darüber zu sprechen, eignet sich unser Format. Gerade in einer Zeit wie heute, in der Sprache eine immer größere Rolle spielt, ist über die Strategie und Kommunikation von Politik mindestens genauso viel zu reden wie über die Politik selbst.
Wenn ich auf die Strategie Ihrer Sendung schaue, dann sehe ich zum Auftakt zum einen Einzelgespräche wie bei Friedrich Merz und Robert Habeck, oder Zweier-Runden wie bei Kühnert und Spahn oder Laschet und Lang. Suchen Sie noch ihren Stil?
Die Idee, mit der wir angetreten sind, ist: Wir wollen intensive und auch persönliche Gespräche führen, um Politik besser begreifbar zu machen. Das funktioniert sehr gut, wenn wir mit einem einzelnen Gast starten und im Verlauf der Sendung die Runde öffnen. Es kann aber auch mal eine Zweier-Runde sein, wenn die Konstellation einen besonderen Reiz hat. Und wir reagieren flexibel, wenn Ereignis oder Gast es erfordern. Als der Iran Israel erstmalig direkt angegriffen hat, haben wir umgeschwenkt und innerhalb von zwölf Stunden eine Runde von Gästen zusammengestellt, die eben diese neue historische Dimension einordnen konnte. Ein wiederum anderer Fall ist es, wenn seltene Gäste zusagen wie der Bundeskanzler oder andere Staats- und Regierungschefs. Wenn sie sich eine Stunde Zeit nehmen, dann räumen wir auch eine ganze Stunde Gesprächszeit ein.
Da Sie gerade den Kanzler ansprechen: Frau Merkel ist gern zu “Anne Will” gegangen. Kommt Olaf Scholz demnächst zu ihnen?
Ich hoffe. Allerdings entscheidet das der Kanzler immer ziemlich kurzfristig, das ist bei Olaf Scholz genauso wie es bei Angela Merkel war.
Sie haben gerade schon kurz die Einschaltquoten angesprochen und sie als Anerkennung und Kompliment bezeichnet: Wie wichtig ist es Ihnen, wie viele Menschen zuschauen?
Quoten sind schon wichtig, denn wir wollen mit dieser Sendung ja ein breites Publikum erreichen. Wichtiger aber erscheint mir, dass wir gesellschaftliche Debatten nicht nur aufnehmen, sondern sie immer wieder auch anstoßen. Das ist uns z.B. bei der Frage gelungen, ob die CDU ihre verfehlte Russland-Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht auch endlich einmal aufarbeiten müsste und der ehemalige Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, das vehement verneinte. In unserer Sendung hat sich AfD-Chef Tino Chrupalla zum ersten Mal maximal von seinen Europa-Kandidaten Maximilian Krah und Peter Bystron distanziert. Und auch die Selbstkritik von Kevin Kühnert ist zuletzt viel zitiert und weiterdiskutiert worden.
Die Chrupalla-Sendung ist ein gutes Stichwort: Es gab Phasen in der Sendung, als es um Tino Chrupalla in seinem Job als Malermeister und in seinem Privatleben ging, da war mir dieser rechte Demagoge geradezu sympathisch, sodass ich zwischenzeitlich mal an meinem inneren Kompass rütteln musste. Ist es nicht gefährlich, einen rechten Parteichef so persönlich zu befragen?
Es gehört zu unserer Sendung, dass der Politiker oder die Politikerin im Einzelgespräch auch persönlich befragt wird. Tino Chrupalla würde von sich selbst sagen, dass er aus einem “anständigen Haus” und einem “anständigen Beruf” kommt. Und mich hat es interessiert, ihn beim Anstand zu packen: Wie anständig ist es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die finden, man müsste Menschen aus dem Land schaffen, die sich für Migranten einsetzen? Wie anständig ist es, mit rassistischen und rechtsextremen Leuten in einer Partei zu sitzen? Die Kritik an der Gesprächsatmosphäre, die einigen nicht streng genug erschien, die kann ich durchaus nachvollziehen. Wir wollten jedoch mit Herrn Chrupalla ernsthaft ins Gespräch kommen. Seine Reaktionen, wenn man ihn dauerhaft angreift und unterbricht, haben wir alle schon oft gesehen. Ich glaube, dass unser Gespräch ihn durchaus anders gefordert hat und er sich auch deshalb erstmals in dieser Form von seinen Spitzenkandidaten distanzieren musste. Außerdem haben auch wir die relevanten kritischen Fragen gestellt: z.B. zu den rassistischen Einlassungen eines Maximilian Krah oder zur massiven Frauenfeindlichkeit der AfD.
Rechter Platz? Sollten Medien mit der AfD genauso umgehen wie mit anderen Parteien? Caren Miosga sagt “ja”. Die Sendung mit Tino Chrupalla ist eine der meistdiskutierten Ausgaben. ardmediathek.de (58-Min-Sendung)
Sollte man AfD-Politikerinnen und -Politiker überhaupt genauso behandeln wie die Vertreter von demokratischen Parteien?
Ich finde ja, denn was die als Erstes tun, wenn Sie Unterschiede machen, ist, sich als Opfer darzustellen: als Opfer des so genannten politischen Systems, der von der AfD immer wieder zu Unrecht sogenannten “Systempresse”. Diesen Gefallen wollte ich Herrn Chrupalla nicht tun.
Ist eine Live-Sendung vor einem Millionen-Publikum wirklich der richtige Platz?
Das ist eine berechtigte Frage. Wir denken fortwährend darüber nach, ob es richtig ist, eine Partei einzuladen, die in drei Bundesländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde und im Bund als verbriefter rechtsextremistischer Verdachtsfall unter Beobachtung steht. Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk haben wir aber nun mal die Pflicht, uns mit allen demokratisch gewählten Parteien kritisch auseinanderzusetzen. Über die Form lässt sich streiten. Und da suchen alle öffentlich-rechtlichen Sender und nicht nur die Talkshows nach Antworten. Wir sind dazu immer wieder mit der ARD im Gespräch. Zu den Bedenken gehört auch, dass die AfD ihre Auftritte bei ARD und ZDF nutzt, um gegen die Öffentlich-Rechtlichen in den sozialen Medien zu hetzen. Wie oft habe ich in den “Tagesthemen” Alice Weidel interviewt und sie hat, während wir miteinander sprachen, behauptet, die AfD würde in der ARD nie stattfinden. Nur, damit ihre Partei dies gleichzeitig in den sozialen Medien ausschlachten konnte. Solche Strategien zu benennen, sehe ich auch als unsere Aufgabe.
Wenn Sie aus der Sommerpause zurückkommen, wird in drei ostdeutschen Bundesländern gewählt. In allen drei Ländern könnte die AfD die stärkste Kraft werden. Würden Sie dann auch einen Björn Höcke einladen?
Meine persönliche Haltung ist, jemanden, der rechtsextremes und völkisches Gedankengut verbreitet, nicht einzuladen.
Bei Welt TV lief vor einiger Zeit ein Rede-Duell von Björn Höcke mit seinem CDU-Kontrahenten Mario Voigt. Hätten sie das auch gemacht?
Unter der zuletzt genannten Prämisse: nein.
Wenn Sie auf die vergangenen 15 Sendungen schauen: Welche war für Sie die schwierigste und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ich denke, das war wohl die AfD-Sendung. Denn Sie wissen ja vorher: Populisten sind nicht an Lösungen und also auch nicht an einem Austausch von Argumenten interessiert. Es war folglich wichtig, offenzulegen, welche Strategien in den Antworten angewandt werden: Ist das jetzt Whataboutism? Ist das die Flucht in die Opferrolle, um das in den Social-Media-Kanälen der AfD gut schneiden zu können? Das sind neben den inhaltlichen Fragen die Dinge, auf die ich mich vorbereitet habe, und das habe ich in diesem Fall noch akribischer getan als bei anderen Parteien. Die anderen haben auch ihre Kommunikationstricks, aber sie sind eben nicht ganz so perfide.
Hat es bei Ihrer Sendung den Fall gegeben, dass die AfD Ausschnitte genutzt hat, um in ihrem Sinne Stimmung zu machen?
Ich bin in der rechten Bubble vor der Sendung natürlich auch diffamiert worden, das ist leider inzwischen ganz normal. Aber anschließend ist etwas sehr Interessantes und Ungewöhnliches passiert: Viele Leute in der AfD-Community – vor allem bei Telegram – haben sich negativ über Tino Chrupalla geäußert. Denn wenn eines in der AfD nicht geht, dann ist es, sich von den eigenen Leuten so zu distanzieren, wie es Tino Chrupalla im Falle seines Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, in unserer Sendung getan hatte. Dafür hat er in den einschlägigen Kanälen sehr viel Dresche bekommen.
Andererseits ist wohl keine Ihrer Sendungen so stark kritisiert worden wie die AfD-Sendung.
Das ist so ein Fall: Egal, wie Sie es machen, Sie können es nicht richtig machen. Ich verstehe ja die Kollegen, die sagen, man dürfe die AfD nicht einladen. Aber nun haben wir Chrupalla eingeladen, und dann muss man die Sendung eben auf dieser Basis beurteilen. Die Schulklasse des Kindes einer befreundeten Mutter hat im Unterricht die Chrupalla-Sendung angeschaut. Deren Thema war Emanzipation und Frauenbilder – darum ging es in der Sendung ja auch. Und die Schüler waren über das von der AfD propagierte Frauenbild einigermaßen entsetzt.
Views und Likes: Bei Instagram zählt der Talk von Caren Miosga inzwischen 18.000 Follower. Auch bei X und Mastodon ist der Sonntagstalk aktiv. Mit den Ausschnitten aus den Auftritten von Friedrich Merz und Armin Laschet und in Kooperation mit dem Insta-Account der “Tagesschau” hat Miosga jeweils Millionen-Reichweiten in Social Media erzielt. instagram.com, ard.social/@carenmiosgatalk (Mastodon), x.com
Im Zuge der Europawahl konnte man zeitweise das Gefühl haben, dass die Wahl auf TikTok entschieden wird, dass zwischenzeitlich sehr von der AfD dominiert wurde. Und ein bisschen geben die Wahlergebnisse dem auch recht, weil auch viele junge Menschen AfD gewählt haben. Wie wichtig ist Social Media für Ihren Sonntagstalk?
Ich halte das für wichtig, auch weil wir einen Großteil der unter 30-Jährigen eben nicht mehr im linearen Fernsehen erreichen. Wir spielen nicht nur Clips aus der Sendung aus, sondern wir setzen auch auf spielerische Elemente, die im besten Fall dazu führen, dass wir mehr Interesse für Politik wecken. Besonders erfolgreich sind wir dabei übrigens mit den Konservativen: Mit Friedrich Merz haben wir gemeinsam mit der “Tagesschau” auf Instagram über 3,5 Millionen Views erreicht, mit Armin Laschet zum Sylt-Video 2,5 Millionen.
Dennoch frage ich mich: Wann kommt “Caren Miosga” zu TikTok? Die Parteien sind inzwischen fast alle da.
Das ist eine gute Frage. In den ersten sechs Monaten haben wir uns auf Instagram konzentriert, wir sind auch auf X, bei Mastodon und Threads. Wir schauen, wie sich die Reichweiten unserer Inhalte dort entwickeln und werden dann entscheiden, ob wir das auf TikTok ausweiten.
Sie sind bei Mastodon und Threads? Lohnt sich das überhaupt? Bringt das tatsächlich Reichweite?
Wir wollen verschiedene Plattformen ausprobieren, um herauszufinden, wo politische Debatten künftig stattfinden und wie sie dort möglich sind. Noch sind die Reichweiten bei Mastodon und Threads klein, deshalb werden wir uns das genau ansehen und dann entscheiden, ob und wie wir hier weitermachen.
Wie gehen die Politik-Promis damit um, dass sie bei Ihnen in der Sendung so viel ungeteilte Aufmerksamkeit haben? Das ist ja etwas ganz anderes als früher bei “Anne Will” oder auch in der “Tagesschau”, wo längere Statements eher die Ausnahme sind.
Die Gäste scheinen dies zu schätzen. Gespräche verlaufen anders, wenn Politiker sich nicht permanent unterbrechen, weil in einer größeren Runde jeder nur einen gewissen Gesprächsanteil haben kann und somit in jedes Statement alle Botschaften reinpresst, die er oder sie loswerden will. Doch das Format birgt nicht nur die Chance, Argumente mal ausführlich zu erklären, sondern auch die Möglichkeit, einen Spitzenpolitiker jenseits der Debatten auch persönlich kennenzulernen bzw. ihn über diesen Weg auch besser zu verstehen. Wie Bodo Ramelow mit seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche Reden entwirft oder warum Annalena Baerbock so oft emotional argumentiert, sagt auch viel über das Politikverständnis der beiden.
Sie stehen am Anfang der durch den Sport sehr langen Sommerpause. Was haben Sie geplant?
Privat: Umziehen. Und was die Sendung betrifft – auch auf die Gefahr hin, jetzt selbst wie eine Politikerin zu klingen: Wir wollen uns in die Analyse der vergangenen Sendungen stürzen. Wir wollen sehr genau schauen, was gut gelaufen ist und wie wir uns weiterentwickeln können.
Das Runde und das Eckige: 15 Ausgaben sind bereits gelaufen, weitere 15 sollen bis Jahresende noch kommen. Voraussichtlich am Sonntag, 25. August, im Anschluss an den “Tatort” um 21.45 Uhr läuft im Ersten die nächste Ausgabe des Polittalks “Caren Miosga”.