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turi2 edition #10: Gwendolyn Rautenberg über Fridays for Future.

23. Februar 2020

Gesicht zeigen: Gwendolyn Rautenberg ist 18 Jahre alt und geht mit Fridays for Future auf die Straße – für eine Zukunft, vor der sie keine Angst haben muss. Mit Anne-Nikolin Hagemann spricht sie für die turi2 edition #10 über Vernetzung und das Gefühl, etwas bewirken zu können, übers Unbequemsein und die Welt 2030. (Fotos: Holger Talinski)

Gwendolyn kommt mit dem Fahrrad, direkt nach der Schule, es ist schon dunkel. Auf ihren Arm hat sie mit Kuli eine To-Do-Liste gekritzelt. Ganz oben: Interview. Darunter: sechs weitere Dinge, die sie heute noch für Fridays for Future erledigen muss.

Warum tust du dir den ganzen Stress ein Jahr vor dem Abi noch an?
Das ist ja genau der Punkt: Wir sind so krass davor, den Tag zu erreichen, an dem wir nichts mehr tun und der Klimakrise nur noch zusehen können, dass ein Jahr warten einfach nicht mehr geht.

Was denkst du, wenn du an die Zukunft denkst?
Auf der einen Seite ist es cool, dass das, was ich tue, für die Zukunft zählt. Auf der anderen weiß ich: Es gibt immer die Möglichkeit, dass es nichts bringt. Und davor habe ich Angst. Aber im schlimmsten Fall habe ich es wenigstens versucht. Ich wünsche mir, dass es Fridays for Future nicht geben müsste. Aber weil es uns gibt, haben wir die Chance, Dinge mitzugestalten. Die hatte vor uns niemand in unserem Alter.

Wie viele deiner Mitschüler sind bei Fridays for Future dabei?
In meiner Schule bin ich die einzige.

Sehen die anderen die Lage anders als du?
Viele sagen, dass es logisch ist, was wir fordern. Aber ihnen fehlt der Wunsch nach politischer Partizipation. Wir sind daran gewöhnt, dass es uns gut geht, so wie es jetzt ist. In unserem Bildungssystem lernen wir nicht, selbst zu denken und Probleme alleine zu lösen, sondern Sachen auswendig zu lernen und niederzuschreiben. Viele trauen sich nicht zu, zu dem Thema eine eigene Meinung zu haben und die zu vertreten. Sobald man sich für etwas einsetzt, wird man angreifbar. Davor haben viele Angst.

Klima-Aktivistin Gwendolyn Rautenberg im Video-Fragebogen

Was ist dein Rezept gegen Ablehnung?
Ich sage, wie unglaublich traurig ich es finde, wenn sich erwachsene Menschen, zu denen wir eigentlich aufsehen, über junge Frauen wie Greta lustig machen – nur, weil die sich gegen etwas engagieren, das falsch läuft. Die Klimakrise ist nichts, was wir Jungen alleine lösen können. Wir müssen alle mit ins Boot bekommen. Es gibt ja auch die Parents, die Educators, die Scientists for Future – und noch ganz viele andere Gruppen.

Was sagen deine Eltern zu Fridays for Future?
Die unterstützen mich beide. Ich wohne bei meinem Vater und bei uns Zuhause hat sich viel verändert: Wir haben immer ziemlich viel Fleisch gegessen. Seit ich weiß, was dahintersteckt, esse ich weniger – und heute gar keines mehr. Jetzt kauft mein Vater kaum noch Fleisch, überlegt, wie er CO2 einsparen kann, kocht kleingehackte Kastanien, um damit Waschmittel zu ersetzen. Das funktioniert überraschend gut!

Also ist deine ganze Familie an Bord?
Mit meinen Großeltern war es am Anfang schwierig. Ich komme aus der Lausitz und mein Opa hat im Kohlebergbau gearbeitet. Er konnte erst nicht glauben, dass wir auf einmal aus der Kohle aussteigen sollen. Da haben wir uns schon ordentlich in die Haare gekriegt. Man darf aber nicht den Fortschritt ignorieren und dafür sein, dass etwas bleibt, wie es ist – nur, weil es mal so war. Ich denke, inzwischen sieht mein Opa das auch so.

Warum tun sich so viele ältere Leute schwer mit euren Forderungen?
Viele fühlen sich abgehängt: Da gehen plötzlich junge Leute, von denen es immer hieß, sie seien unpolitisch, auf die Straße und machen dort Rambazamba. Und sie selbst hatten keine Bewegung, der sie sich zuordnen können. Ich kenne dieses Gefühl gut, dass man nichts, das Falsche oder zu wenig tut – das hatte ich ja auch, bevor ich auf der ersten Demo war.

Ich bin elf Jahre älter als du – was hat sich meine Generation vorzuwerfen? Auch wir hätten ja mit dem Demonstrieren anfangen können.
Klar, als du in meinem Alter warst, waren die Fakten zur Klimakrise auch schon bekannt. Aber wir schaffen es heute ganz anders, uns zu vernetzen. Wir bekommen es hier in Deutschland mit, wenn jemand wie Greta in Schweden eine Rede hält. Dass sich überall auf der Welt Menschen gleichzeitig mit einer Sache solidarisieren konnten, hat das Feuer entfacht.

Was kann deine eigene Generation sonst noch besser machen – außer sich informieren und mitreden?
Bessere Konsumentscheidungen treffen! In unserem kapitalistischen System reguliert die Nachfrage das Angebot. Wenn du andere Produkte kaufst, beeinflusst das die Marktanalysen und irgendwann die Marken. Das gilt aber nicht nur für meine Generation, sondern für alle.

Also ist die Wirtschaft der Feind? Oder doch die Politik?
Unser Feind ist weder die Bevölkerung noch Politik, Landwirtschaft oder Wirtschaft. Unser Feind ist die Klimakrise. Politik und Wirtschaft, wie sie momentan sind, stehen der Lösung der Klimakrise im Weg.

Warum haben manche Menschen trotzdem Angst vor euch?
Wahrscheinlich, weil sie spüren: Es verändert sich was durch uns. Und das macht sie unsicher. Ich glaube, es gibt zwei Arten von Ängstlichen: Die Armen, die Angst haben, dass man ihnen noch mehr wegnimmt. Weil sie sich einfach nichts anderes leisten können als Billigfleisch. Und die Firmenchefs, die fürchten, dass sie weniger Profit machen oder ihr Unternehmen umstellen müssen.

Könntest du dir vorstellen, nach dem Abi in die Politik zu gehen?
Bevor ich Politikerin werde, müsste sich die Politik ändern. Im Moment kommst du eher über Kontakte rein als über das, was du kannst. Und der konservative, alte, weiße Politiker, der aktuell in der Mehrheit ist, sucht sich eben ein junges Ebenbild, das seinen Werten entspricht. Ein anderes Problem für mich ist, dass es oft nicht darum geht, wer die besten Argumente hat – sondern darum, wer am härtesten seine Meinung durchpushen kann. 15-Stunden-Sitzungen, nach denen der gewinnt, der am besten die Nacht durchmachen kann. Das ist total absurd.

Welcher Vorwurf an Fridays for Future macht dich wütend?
Dass wir nur demonstrieren würden, weil wir zu faul für die Schule sind. Es ist nämlich genau andersrum: Unser Engagement bedeutet für uns die dreifache Arbeit im Vergleich zu dem, was alle anderen machen. Es gibt viele Aktivisten, die Burnouts oder Nervenzusammenbrüche haben – weil es einfach unendlich viel Stress ist. Ich selbst habe so gut wie jeden Tag eine Telefonkonferenz, die ein, zwei Stunden oder auch länger dauert, und auch sonst unglaublich viel zu tun. Und dann gibt es da ja auch noch die Schule, die ich ja auch halbwegs gut machen möchte.

Was hat Fridays for Future bis jetzt erreicht?
Erstmal: So lange und bevölkerungsschichtenübergreifend den Diskurs zu verschieben. Und: Dass es bei den Europawahlen laut Umfragen das Klima war, was die Menschen bei ihrer Entscheidung am meisten beschäftigt hat. Das ist beides ein Erfolg
– reicht aber leider noch lange nicht.

Was, wenn all das Demonstrieren nichts nutzt – was macht ihr dann?
Wir merken ja jetzt schon, dass es das Demonstrieren allein nicht bringt. Vor der Entscheidung über das Klimapaket waren wir mit Millionen von Menschen auf den Straßen – und haben ein Klimapäckchen bekommen. Wir überlegen gerade: Welche Aktionen gibt es noch? Auch in Richtung ziviler Ungehorsam, Straßen blockieren, so etwas. Aber auch: Leserbriefe an Regionalzeitungen schreiben. Wir wollen unbequemer werden. Und einen größeren Kreis von Menschen erreichen.

Wann ist es Zeit, Fridays for Future zu beenden?
Wenn wir weg sind, heißt das: Die Klimakrise ist da. Wir hoffen natürlich, dass wir irgendwann aufhören, weil wir nicht mehr gebraucht werden. Unser Ziel ist, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Das würde bedeuten, dass sich das Klima bis 2100 um 1,5 Grad erwärmt hat. Im Moment sieht es aber eher so aus, dass wir 2050 schon bei drei Grad sein könnten – weil Unvorhergesehenes wie der brennende Amazonas dazu kommt.

Was glaubst du: Wie sieht die Welt 2030 aus?
Entweder haben wir es geschafft, was zu verändern und leben nicht mehr auf Kosten unseres Planeten, Politik und Wirtschaft haben sich abgewandt vom Takt der Megakonzerne. Oder wir sind gescheitert und stehen vor verschiedenen Krisenszenarien: Krieg, Flut, Naturkatastrophen, Fluchtwellen.


Als ein Freund Gwendolyn Ende 2018 das Video einer Rede von Greta Thunberg schickt, hat sie schon länger das Gefühl, dass etwas falsch läuft in der Welt. Aber jetzt denkt sie: “Ich kann auch was ändern.” Seit Februar 2019 ist Gwendolyn bei Fridays for Future dabei. Zunächst demonstriert sie in Potsdam mit, dann gründet sie eine Ortsgruppe in ihrer Heimatstadt Brandenburg an der Havel und organisiert dort Schulstreiks. Inzwischen arbeitet sie hauptsächlich auf Bundesebene – und nimmt dazu einmal die Woche den Zug nach Berlin.

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