“Spiegel”-Ressortleiter geschlossen gegen Büchner.

Der Machtkampf beim “Spiegel” geht weiter: Wolfgang Büchners Einzelgespräche mit den Print-Ressortleitern haben die Fronten zwischen dem Chefredakteur und den Magazin-Machern nicht gelockert, sondern verhärtet. Die zwölf Vollressortleiter sprechen Büchner in einem Brief an die “lieben Kolleginnen und Kollegen” vom Montag, der turi2 vorliegt, geschlossen ihr Misstrauen aus. Sie verweigern sich dem “Vorschlag zur raschen Einführung gemeinsamer Ressortleitungen Print/SpOn”, den Büchner zur Conditio sine qua non gemacht hat. Denn der bedeute, so die Ressortleiter: “Alle sollen alles können, und alle sollen alles müssen, unabhängig von Qualifikation und Kompetenzen”. Dadurch seien “bewährte Arbeitsweisen in der Redaktion sowie die journalistische Qualität der eingeführten Produkte gefährdet”. Für einen Totalumbau gebe es “keine Notwendigkeit”. Die Arbeit, zusätzlichen Paid Content zu entwickeln, sollten stattdessen “gemeinsame Kopfstellen” der Ressortleiter aus Print und Online schaffen.

Ein Lösung des Konflikts ist weniger absehbar denn je: Das Klima zwischen Ressortleitern und Büchner, zwischen Print- und Online-Redakteuren ist vergiftet. Auch innerhalb von Spiegel Online gibt es Neid von Redakteuren aus dem Fußvolk auf die Ressortleiter, die künftig nach Verträgen des Print-“Spiegel” bezahlt werden sollen. Würden alle SpOn-Redakteure wie Print-Redakteure bezahlt, würde der Spiegel Online ins Minus rutschen, argumentiert die Verlagsleitung. 2014 liegen die Werbeeinnahmen aufgrund des Preisverfalls bei Bannerwerbung bereits 1,5 Mio Euro unter Plan. Eine Stagnation ist absehbar. Angst und bange wird es vielen Print-Redakteuren angesichts der Tatsache, dass der “Spiegel” ab Januar am Samstagmorgen erscheinen soll und die Redaktion mit Grabenkämpfen beschäftigt ist, statt die notwendigen Schritte zu diskutieren und einzuleiten. Büchner wird vorgeworfen, im Blatt nicht präsent zu sein. Sein Vize Nikolaus Blome gilt vielen inzwischen als netter, aber substanzloser Dampfplauderer, der als ehemaliger “Bild”-Mann im Tages- und Kampagnenjournalismus denke, aber wenig Ideen für ein Wochenmagazin mitbringe.
turi2 – eigene Infos